Fallout: Texas - Kapitel 2

"Oh, ja - wie ich´s mir dachte." weist Gerry auf die Bodenluke: "Alles dabei - inklusive Gebrauchsanweisung."

"Oh. Gute Arbeit. Dann lag der Kram ja direkt vor unseren Füßen. Immerhin etwas." Carol seufzt erleichtert auf und guckt sich den Hohlraum einmal selbst an. In dem Safe befindet sich das Ding also. Die Frequenz haben sie ebenfalls. Fehlt nur noch der Code. Die Söldnerin legt sich das Notizbuch zurecht und geht noch einmal die Seite mit dem Eselsohr durch.

"Mein Tip wäre ja, das Ostern die Lösung ist..." Murmelt sie mehr zu sich selbst. Ihr Finger bleibt beim entsprechenden Datum stehen. Sie brauchen drei Zahlen:

19-04-76

Damit probiert sie es zuerst.

Als Carol die letzte Zahl auswählt und zur finalen Drehung nach rechts ansetzt, stößt sie im Zahlenbereich 0 auf dezenten Widerstand. Es klackt und die Tür wird entriegelt.


Im Safe liegt ein etwa Schuhkarton-großer Metallkasten, aus dem einige Kabel hängen. Eines davon ist fest an eine Energiezelle gekoppelt, ein anderes (sehr langes und aufgerolltes) Kabel führt zu einer Art Stativ. Im Safe liegen auch diverse Metallstangen verstaut, die sich per Gewinde auf das Stativ sowie ineinander schrauben lassen. Der Metallkasten selbst ist vorne mit einigen Reglern, Anzeigen und Schaltern versehen. Ein Mikrofon ist ebenfalls angestöpselt und Köpfhörer liegen bei.

Das ganze Ding wirkt wie zur Hälfte selbst zusammengezimmert. Besonders die Antennenstücke, die Lötstellen aufweisen und mit Drähten umwickelt sind, sehen für das ungeschulte Auge ziemlich abenteuerlich aus.

"Heh. Da haben wirs..." Zufrieden öffnet Carol den Safe und holt das Funkgerät nach kurzer Betrachtung heraus. Allzu schwer wird es wohl nicht sein, das Ding in Gang zu setzen. Geduldig stellt sie das Teil auf und passt auf, das ihr nichts von dem Gekröse abbricht oder abreißt. Anschließend schraubt sie die Antennen dran und drückt den Schalter, der ihr nach 'Ein' aussieht. Im nächsten Schritt gibt sie die Frequenz ein - 27.035. Vorsichtshalber stellt sie falls vorhanden auch den Lautstärkeregler erst einmal runter, damit ihr nicht die Ohren wegfliegen. Mit verengten Augen behält sie einen Blick auf die Anzeigen und versucht einen Empfang reinzubekommen.

Gerry sieht ihr einfach mal interessiert zu. Von Funkgeräten versteht er nämlich überhaupt nichts. Man kann also nur was lernen.

Carol hat so ein Ding noch nie gesehen und Schwierigkeiten damit, es gescheit aufzubauen und einzustellen. Die anderen müssen kommen und ihr helfen, doch auch denen geht es nicht anders. Es dauert mindestens eine Stunde, bis sie das Gerät in Gemeinschaftsarbeit so ausgetüftelt und justiert haben, wie es sein müsste und die Antenne so steht, dass ein Empfang theoretisch möglich sein sollte.

Als Carol es dann an Ort und Stelle in Betrieb nimmt, hört sie trotzdm nur Rauschen. Hin und wieder scheint zwar ein anderer Ton hindurchzudringen, aber genaues lässt sich nicht heraushören. Da keiner auch nur ansatzweise technisch versiert ist, kann auch niemand sagen, ob lediglich der Empfang schlecht ist oder es ein anderes Problem geben könnte. Carol jedenfalls kann kein Problem mit dem Gerät feststellen...

"...Tja. Ich nehme nicht an, das sich der Knirps mit diesem Zeug auskennt?" Hakt Carol ernüchtert nach und starrt den Kasten missmutig an.

"Meine einzige Idee wäre grade sonst noch den ganzen Mist aufs Dach zu packen. Wenns dann auch nicht klappt, keine Ahnung..."

Flinn reagiert nicht. Während die Gruppe an dem Funkgerät herumgedoktort hat, ist er erneut eingeschlafen und döst gerade vor sich hin.

"Ja, das stimmt... auf dem Dach ist diese Sende-Empfangsgeschichte sicherlich besser... reicht ja, wenn wir die Antenne da rauf bringen." überlegt Gerry.

Vermilion ist das Rätsel dann doch zu öde. Sie hat keine Ahnung von Ostern oder generell Zahlen, die nicht von 1 bis 100 schön in einer Reihe stehen. Also bleibt sie unbeteiligt daneben stehen und spielt mit ihrer Machete rum, kratzt sich sogar mit dem viel zu grossen Teil den Dreck unter den Fingernägeln raus.
"Lasst aber nicht Cathy aufs Dach klettern, sonst bekommt der Junge noch Gesellschaft aufem Sterbebett."

"Puh...Ich mach schon. Ist wohl das Beste..." Schulterzuckend nimmt sie Antenne samt Stativ mit, um es stattdessen auf dem Dach anzubringen. Irgendwie endet sie ja doch damit das Meiste zu tun. Wenigstens behält sie so den Überblick. Die Anderen sind schon nützlich. Manchmal.

Carol deponiert das Funkgerät im Nebenraum, wo das Fenster nicht verrammelt ist. Von dort kann sie raus und ohne Schwierigkeiten auf das Dach des Gebäudes klettern. Eine verrostete Blechtonne dient als willkommene Steighilfe. Die Antenne nimmt sie mit - das Kabel ist lang genug. Nach etwas Mühe kann sie die Beine des Stativs so ausrichten, dass die Antenne auf der Dachschräge halbwegs guten Halt hat. So lange keiner am Kabel zieht oder es anfängt zu stürmen dürfte es keine Probleme geben.

Nachdem das Ding ausgerichtet und Carol wieder unten ist, versucht sie ihr Glück erneut. Sie hockt im Raum mit dem offenen Fenster auf dem Boden, setzt die Kopfhörer auf und schaltet die Funke an. Diesmal bekommt sie die Frequenz klar hinein. Seltsamerweise hört sie Musik und eine Frau, die dazu singt.

(Da Carol als einzige die Kopfhörer aufgezogen hat, können die anderen nichts hören.)

Carol runzelt mit der Stirn. Das schräge Lied geht ihr schon nach wenigen Sekunden auf den Wecker. Hat am anderen Ende da jemand eine Platte aufgelegt oder was ist das hier?

"Hallo? Ist da wer? Earl?" Ein wenig doof kommt sie sich schon vor, gegen eine Aufnahme anzureden. Aber irgendwie müssen sie den alten Knacker ja dranbekommen. Sie hat sich bereits darauf eingestellt, das diese Kiste besonders viel Geduld erfordern wird.

Es dauert eine Weile. Das Lied ist gerade zu Ende und ein anderes, ähnliches beginnt, als die Musik schließlich abbricht. Carol hört Hintergrundgeräusche, dann jemanden wie aus der Entfernung murmeln. Es folgt ein Geräusch, wie wenn ein Stuhl über Steinboden geschoben wird. Ein kurzes Fiepen und Knacken, dann schnieft jemand am anderen Ende und räuspert sich. "Wer ist da?"

Tatsächlich meldet sich nach einer Weile jemand. Das wird er dann wohl sein, oder? Die Dunkelhaarige geht einfach mal davon aus.

"Earl also? Mein Name ist Carol. Ich bin mit meinen Leuten gerade am Flugplatz. Cat hat uns erzählt wie wir dich kontaktieren können. Wir sind bei ihrem Bruder und ihr für eine Weile untergekommen und haben uns dazu bereit erklärt ihr bei einigen Nachforschungen zu helfen. Konkret müssen wir von dir wissen, wo sich die Wheeler aktuell aufhalten. Sie glaubt, das ihre alten Bekannten mehr wissen könnten, hat aber selbst genug in der Stadt zu tun. So wie es aussieht hat Johnson City ein nerviges Problem. Weiß nicht, ob dich die Details interessieren. Cat hat uns einen Beweis mitgegeben, ein Mitbringsel ebenfalls. Wärst du zu einem Treffen bereit?" Die Halbsiatin versucht es mit der direkten, ehrlichen Weise. Sicher will er kein überflüssiges Freundschaftsblahblah, also kommt sie lieber einigermaßen fix zu ihrem Anlegen. Jetzt kann sie wohl nur noch hoffen, ihn bei guter Laune zu erwischen...

In der ersten Sekunde kommt keine Antwort. Carol hört die Männerstimme am anderen Ende schniefen. Dann endlich: "Kommst direkt zum Punkt Mädchen, eh? Gefällt mir. Und nein, die Details interessieren mich nicht. Johnson City kann meinetwegen vor die Hunde gehen. Und ich hab keine Ahnung, wen du mit Cat und 'ihrem Bruder' meinst. Und ich sag dir was: Das interessiert mich genausowenig. Was mich interessiert, sind Geschäfte... Was ist das für ein Beweis und Mitbringsel?"

Carol reibt sich die Stirn. Da hat sich die Kleine wohl etwas verschätzt. Oder der Alte ist schlicht vergesslich.

"Cat ist das Mädel, das früher öfter mit den Wheelern herumhing. Bunte Haare, ein Fable für Buttons. Hat wohl öfter mit dir Geschäfte gemacht und hockt jetzt in Johnson City herum. Macht nix, wenn sie dir nichts sagt. Die Bedingungen für ein Treffen stellst du und besonders schrecklich sehen wir auch nicht aus. Heh. Das muss wohl reichen. Sie hat uns jedenfalls zwei Musikkasetten für dich mitgegeben. Wenn du überschüssige Vorräte oder einen Tipp für die Gegend hast, können wir uns auch darüber einig werden. Hatten ein bisschen Pech auf dem Weg hierher. "

Wieder Stille am anderen Ende. Dann ein Räuspern. "Kassetten, eh? Was äh... was steht auf denen drauf?"

Carol erinnert sich nicht an die Labels der Kassetten. Sie müsste sie holen gehen - oder jemand der anderen müsste sie ihr bringen.

"Uh...Hab ich nicht drauf geachtet. Ich kann sowas eh nicht abspielen. Warte kurz, ich frage mal eben." Carol zieht die Kopfhörer nach außen. Dann beginnt sie zu rufen.

"Gerry oder sonst wer - was steht auf den Kassetten? Guckt mal nach!"

Irgendwer (der nicht Vikki ist) fummelt im Gepäck der Gruppe herum, fischt die Kassetten heraus und bringt sie Carol. Die Halbasiatin schaut auf die Labels. Auf einer Kassette steht 'Jimmie Rodgers - Blue Yodel No. 1 (T for Texas)', auf der anderen ' Jimmie Rodgers - Blue Yodel No. 12 (Barefoot Blues)'

"Na also, da hätten wirs..." Mit einem knappen Nicken nimmt sie die beiden Kassetten an und liest die Titel vor.

"So, wir hätten einmal..." Blinzelnd hält sie inne, als sie die Namen liest. Was ist...Das klingt ja echt beschissen. Was soll überhaupt ein Yodel sein?

"Öhm...'Jimmie Rodgers - Blue Yodel No. 1 T for Texas' und ' Jimmie Rodgers - Blue Yodel No. 12, Barefoot Blues'. "

Langsam beschleicht sie ein ungutes Gefühl. Hoffentlich sagt der Schund dem Alten nichts. Sie glaubt nicht, das diese Songs besonders gut sind...

Carol hört Lachen am anderen Ende. "Ernsthaft!?", kommt es durch die Kopfhörer. "Die hat sie euch mitgegeben!?" Earl lacht in sich hinein.

"Meine Güte, ist das lange her.", fährt er schließlich fort. "Wie geht es dem kleinen Luder? Ist sie schon so weichgebacken wie anderen Trantüten in Johnson City? Abgefackelt hat sie die Stadt ja noch nicht, davon hätte ich gehört, har har. Hätte nie gedacht, dass sich dieses Biest mal niederlässt... Was war das nochmal für ein Problem, von dem du da gefaselt hast?"

"So geht das also." staunt Vikki nicht schlecht. Die bunte Truppe arbeitet doch effizienter, als gedacht, auch wenn es stets ein paar Reibereien gibt. Nun ist sie gespannt, wie es weiter geht. Am liebsten möchte sie schnell wieder in die Zivilisation und hofft demnach stark darauf, dass Li Erfolg hat.

War ja irgendwie fast klar, das sie dafür Gelächter erntet. Allerdings erinnert sich der Alte scheinbar doch an Cat. Halb hat sie bereits damit gerechnet, das er sich verstellt. Ist eben wirklich ein paranoider alter Mann. Lautlos atmet sie aus.

"Eigentlich ist sie ganz cool. Das Nest ist mir ein paar Nummern zu verschlafen, aber sie sticht immer noch ziemlich heraus. Und die Einheimischen vertrauen ihr. Was das Problem angeht...ein Caravan wurde praktisch vor ihrer Haustür überfallen und ihren Doc haben sie mit aufgeschlitzter Kehle gefunden. Irgendwelche Spinner haben noch ne nette Botschaft hinterlassen vonwegen das er nicht der Letzte wäre. Nennen sich Herolde der Reiter oder sowas. Cat wollte ihre Wheeler-Leute dazu mal anhauen und wir übernehmen das für sie. Sie verdächtigt einen Mann namens Kayser oder so hinter dem Ganzen. "

(Carol bemerkt eine Taste am Funkgerät, die als 'Lautsprecher' deklariert ist - für den Fall, dass andere mithören wollen.)

"Hm... Kayser, eh? Sagt mir nichts, aber ich kümmer mich auch nicht sonderlich um solchen Kram. Und ihr sollt zu den Wheelern gehen, um Infos zu holen!? Pah. Schaut mal schön zu, dass sie euch nicht stattdessen den Hintern abfahren. Fey hätte besser selbst gehen sollen, als Fremdlinge wär ich an eurer Stelle mal schön vorsichtig. Aber ja, ich kann euch ne Richtung geben, wenn's sein muss. Aber das kostet. Die Kassetten könnt ihr behalten. Sagt Fey - oder Cat, wenn ihr das jetzt lieber ist - dass mein Angebot noch steht. Da kann sie mir so oft eine reinhauen, wie sie will, har har. Also... Was habt ihr anzubieten?"

Carol betätigt den Schalter einfach mal. Schadet ja nicht, wenn sie nicht hinterher alles x-mal erklären muss.

"Yeah, wir wurden bereits vorgewarnt. Aber Job ist Job, schätze ich. Wir haben einiges an Gerümpel da. Uhh..eine ziemlich interessante Buchreihe etwa, ein bisschen Alltagszeug, Geschirr und sowas...Kurioserweise ein paar Tretminen, Waffen...Schätze, das kannst du alles ziemlich leicht an den Mann bringen. Irgendwas, was dich davon interessiert? Wahrscheinlich ist es auch für dich nicht so schlecht, wenn diese Typen von der Bildfläche verschwinden. Wir hatten bereits Ärger mit Raidern und diese Reiter sind noch ne Spur schlimmer wies aussieht." Earl schätzt immerhin seine Ruhe. Auch wenn er leicht untertauchen kann ist es ihm vermutlich lieber wenn schlechter Besuch vor der Haustür gar nicht erst existiert.

"Hm hm, hm hm...", geht Earl die Aufzählung mit durch. "Hmm, ja da ist sicher was dabei, das diese kleine Info wert wäre. Den Küchenkram kannste vergessen. Was glaubst du wie viele Töpfe und Scheiß ich schon hab!? ... Waffen und Munition gehen immer. Hab zwar auch massig davon, aber der Markt dafür reißt nie ab. Kaum zu glauben, wenn man sich ansieht was bei rauskommt, nicht wahr!? Heh. Was steht auf den Büchern drauf? Und wie gut erhalten sind die Seiten? Sprich ist alles vollzählig da oder die Hälfte rausgerissen, verbrannt oder weiß der Kuckuck? Und was meinst du mit 'Schätze' Püppi? Hast du Gold und Edelsteine an Bord? Har har! Mal so nebenbei. Wenn ihr neben der Info noch anderen Kram braucht, sag Bescheid. Ich hab so ziemlich alles was das Herz begehrt, wenn der Tausch dafür passt..."

"Hm... ob er auch .44AMP hat?" fragt Gerry einfach mal so...

"Hm was?", unterbricht Earl seinen Redefluss. "Ist da noch wer von deinen Leuten, Püppi? Was war das? .44 AMP. Munition... sicher, sicher. Fliegen bestimmt irgendwo noch paar Packungen herum..."

"Na, das ist doch schon mal was... Da fällt uns sicher was ein." muß Gerry grinsen. Auch, wenn seine Waffe ihre Zuverlässigkeit und geradezu desaströse Wirkung in einem eher unglücklichen Moment bewiesen hat - der Mediziner hat auf ihr `gelernt´. Eine Gelegenheit dafür Munition aufzutreiben würde er daher sicher nicht ungenützt verstreichen lassen.

"Jepp, unser Doc meldet sich grade von den hinteren Sitzplätzen. Wenn sich keiner in den letzten 5 Minuten dran vergriffen hat, sahen mir die Bücher ganz heile aus. Wurden also nicht als Klopapier benutzt oder so. Gerry, was steht auf Eddys Büchern noch mal drauf? Irgendwas mit Ring..." Wendet sie sich beiläufig an den jungen Arzt.

"Ansonsten wären ein paar Vorräte nicht schlecht. Sind sechs Leute und müssen nach dem Wheeler-Treffen auch wieder nach Johnson zurück. Glaub wir haben noch genug für ein paar Tage...Aber ich hab lieber zu viel als zu wenig. Ich frag mal nachher noch rum, ob irgendetwas anderes Lebenswichtiges fehlt. " Carol überlegt, was sie selbst noch brauchen könnte. Eine Waffe hat sie, das sollte sie wohl erst einmal reichen. Und sonst? Gute Frage...

Gerry erinnert sich an die Bücher. Er hat sie auf ihrer bisherigen Reise ein paar Mal zu kurz zu Gesicht bekommen und kann bestätigen, dass sie sich in tadellosem Zustand befinden. Der Titel ist ihm ebenfalls bekannt: Die 'The Lord of the Rings' Trilogie von J. R. R. Tolkien.


"Nur ein paar Tage?", antwortet Earl. "Ihr seid da am Flugplatz mindestens eins, zwei Wochen entfernt von irgendwas. Bei 'ein paar Tage' würd ich mir mal langsam Gedanken machen, har. Aber keine Bange. Ich hab Konservendosen, um ne ganze Wand damit hochziehe und kann genug abdrücken, um euch bis zu den Wheelern durchzufüttern. Da könnt ihr dann wieder aufstocken, wenn ihr unterwegs nichts mehr findet. ... Erm, pass auf: Ich muss mal wohin. Mach mir am besten ne Liste was ihr tauschen wollt und schau dir die Sachen gut an, denn ich nehme keinen kaputten Mist! Bei Waffen und Munition seh zu, dass du Details aufschreibst, also nicht einfach nur 'Gewehr', alles klar!? Ich muss schon paar Details wissen. Pack dazu, was du selbst haben willst und wir stimmen uns später ab. Sagen wir in ner Stunde?"

"...Kommt wohl hin." Muss Carol zugeben, auch wenn sie diese Tatsache ein wenig stört. Es hat eben doch seine Vorzüge allein zu reisen. Eine ganze Gruppe am Leben zu halten ist schon etwas Anderes. Kaufen sie sich jetzt eben blöd, vielleicht gibts ja Mengenrabatt...

Earls Vorschlag kommt ihr gerade allerdings ganz gelegen. Sie wollte gerade schon etwas Ähnliches vorschlagen.

"Hört sich gut an. Machen wir es so. Bis dahin habe ich den Kram wohl zusammen. Öhm. Bis in einer Stunde also." Sie schaltet das Funkgerät jetzt erst einmal aus, damit ihnen nicht noch vorzeitig der Strom ausgeht. Dann schnappt sie sich Gerry und fragt herum, ob noch unbedingt etwas gebraucht wird. Besitzansprüche hat auch noch keiner gestellt. Im Zweifelsfall verhökern sie dann wohl einfach das Meiste und behalten das Wenige nützliche...der Rest bleibt zurück.

Zwischendurch irgendwann kümmert sie sich um das Schloss am Spind und versucht es mit dem Axthammer abzuschlagen, indem sie auf das Einrastplättchen...oder wie auch immer das Ding heißt zielt. Falls irgendwas von dem Kram Earl gehört, können sie es ja immer noch auf die Raider schieben.

Der Spind offenbart schlussendlich seinen Inhalt: Ein einzelner Gartenzwerg steht auf Augenhöhe aufgestellt. Es ist einer der lustigen Sorte: Er hat Carol den Rücken gekehrt und zeigt ihr den blanken Keramikhintern.

Carol kommt auf die Idee, dass sie nicht die Erste ist, die diesen Spind geöffnet hat - auch wenn ihr Vorgänger vermutlich behutsamer vorgegangen sein dürfte als sie oder Cathy...

"Solange wir nicht irgendwelchen abenteuerlichen Tropenkrankheiten zum Opfer fallen - kann ich eigentlich mit dem Mr.-Chemmie-Synthetisator noch ganz gut was machen. Nicht unbegrenzt - aber immerhin." meint Gerry.
"Wer noch StimPaks hat, sollte da allerdings `nen Handstand drauf machen und sie nur in wirklichen Notfällen verwenden - ich denke, die zu beschaffen wäre `ne echte Wertanlage."
Dann denkt er sich: `Immer wieder erstaunlich, daß Hinz und Kunz von allem möglichen Krams Mengen zum Säuefüttern gehortet hat. Möchte echt mal wissen, wie die das immer anstellen...´

Vermilion sieht zu, wie Carol den Spind öffnet und sich mit Gerry unterhält, bis sie ihr Frust übermannt.
"Bah Leute, so langsam geht mir das mit dem Reden echt auf die Nerven. Wieso gehen wir überhaupt zu den Wheelern, anstatt diese Spinner um Johnson City einfach selbst kalt zu machen? Achja, ich Idiotin, natürlich um zu reden... Die sind ja sicher viel besser aufgelegt, als das Raider-Pack hier, wenn wir dort auftauchen. Als nächstes fragen wir gleich noch die aasfressenden Viecher um Hilfe, die plaudern sicher auch gerne mit uns." lässt Vermilion einmal mehr einer ihrer üblen Launen freien Lauf.
"Und wenn uns dieser Earl nicht auch noch bescheisst und so weit ins Ödland rausschickt, bis wir dort verhungern und er unser und sein Zeug wieder einpacken kann, dann küsse ich nen Gecko - mit Zunge! Verdammt, wir könnten ja auch gleich mit diesen Hergoldens reden! Wir fragen sie einfach gaaaaanz liiiieb, ob sie nicht aufhören wollen böse zu sein - das zieht bestimmt - ZACK, Problem gelöst!"
Sie lacht, etwas ausser Atem, schrill und nervös, bis sie laut schnaubt und sich an die nächste Wand setzt, um den Kopf in ihren Händen zu vergraben. Ihr Problem ist nicht allen ersichtlich, aber eigentlich ganz simpel: sie will eigentlich gar nicht zu den Wheelern.
Nur die Raider aus Crows Nest hasst sie noch mehr, als die üblichen Raider, Wheeler, Slaver und sonstigen Verwandten. Alleine der Gedanke an die Tatsache, dass sie den anderen Raider einfach so hat laufen lassen, lässt ihr die Galle in den Hals steigen. Und nun kommen sie den Wheelern immer näher, das Treffen mit Earl ist schon der letzte Schritt vor dem Zusammentreffen.

Eine Stunde verstreicht. Carol hat genug Zeit, sich die erbeuteten Gegenstände genauer anzusehen und mit den anderen durchzusprechen, was sie Earl anbieten oder lieber behalten wollen. Schließlich finden sich alle in dem Raum ein, in dem das Funkgerät steht.

Probeweise schlägt Carol den Zwerg in Stücke. Vielleicht liegt ja ein geheimnisvoller Schlüssel in seinem Inneren. Ansonsten lässt sie den Spind links liegen und kümmert sich um Verms Gemaule.

"Wenn Earl seine Kunden bescheißen würde, sollte Cat das wohl wissen. Außerdem würde er sich damit sein eigenes Geschäft verderben. Und wir kümmern uns um Infos, weil wir dafür bezahlt werden. Wenn wir diese Dog-Leute oder was auch sie am Ende darstellen ausknipsen sollen, dann will ich dafür extra kassieren. So einfach ist das." Beendet sie das Thema mit einem Schulterzucken und mach nach und nach ihre Liste fertig.

Schließlich findet sie sich wieder im Funkraum ein und betätigt den Knopf. So viel sollte sie inzwischen hoffentlich geregelt bekommen. Mit der Zeit lernt man ja dazu...

"Wir wären soweit. Bist du dran?" Erkundigt sie sich pünktlich via Funke und hat sich noch ein paar Gedanken gemacht. Jetzt sollten sie alles parat haben...

Das Zerdeppern des Zwerges resultiert lediglich in nicht ganz so geheimnisvollen Scherben. Ein Zwerg weniger auf dieser Welt...

Später:
Es dauert einen Moment, dann hört Carol Geräusche am enderen Ende. Jemand setzt sich und rückt Equipment zurecht. Mit einem leichten Knarzen ertönt dann ein: "Ja, ich bin hier. Bereit fürs Geschäft!? Dann leg mal los"

"Yep. Brauchst wahrscheinlich was zum Notieren - ich fang mal mit den Sachen an die wir gern hätten und was wir dafür anbieten können. " Bestätigt die hochgewachsene Frau und geht die Liste durch, wofür sie in erster Linie Gerry als Gedächtnisstütze benutzt.

"Am Wichtigsten sind Vorräte und die Info über die Wheeler. Die brauchen wir auf jeden Fall. Ansonsten wären wir noch an Folgendem interessiert..."

Vorräte für 6 (7) Personen für die Strecke Wheeler & zurück nach Johnson
1 Satz Dietriche
1 Set Spielkarten
1 Handaxt
.44AMP. Kugeln -  je nach Preis mehr oder weniger, aber wenigstens 7

"Ok, was wir anbieten können..."

Nach und nach geht die Söldnerin all die Sachen durch, die sie auf dem Flugplatz erbeutet haben und wahrscheinlich zumindest einen geringen Wert besitzen. Klamotten und Kochsachen lässt sie ebenso wie kaputte Dinge weg. Gewehr- und 9mm Munition lässt sie dabei auch aus, ebenso natürlich Zigaretten, Colavorräte, Rationen, Stims bzw medizinische Vorräte und Caps. Das Feuerzeug und das Seil ebenfalls. Am Liebsten würde sie Lederrüstung und Shoti selbst behalten, aber sie glaubt irgendwie nicht, das ihr sonstiger Kram viel wert ist...Sie versucht es erst einmal so.

Übrig bleiben die drei Bücher, die nach näherer Betrachtung ziemlich heile aussehen und von irgendwelchen fiktiven Gestalten handeln...die gefundenen Waffen und anderes Gerümpel.

- 10mm Rohrgewehr (nur Einzelschuss / leer)
- 20 lose Patronen Kaliber 10mm
- 2 Bärenfallen
- 3 Bücher (die 'The Lord of the Rings' Trilogie)
- 1 Schraubenschlüssel
- 1 Schraubenzieher
- 1 Tretmine auf Basis eines Molotow-Cocktails
- 1 Tretmine aus alter Explosivmunition
-1 brauchbares Bolt Action Jagdgewehr (leer)
-1 Colt 6520 10mm Pistole (voll, volles Extramagazin)
-1 9mm Beretta (leer)
-1 Axt-Hammer


(Müll: Schartiges Messer, Eisenstange)

"Soweit dazu. Was hältst du davon?"

Carol hört am Ende der Leitung leises Murmeln - Earl scheint mitzurechnen. Am Ende meint er... "Hm... ok, ich bin den Kram einmal durchgegangen. Das mit den Vorräten ist ne verdammte Hausnummer, weißt du das!? Ich brauch auch noch was für mich selbst! Proviant für so viele Köpfe, pff... ich bin doch kein Supermarkt! Wie viele Mäuler seid ihr? Sechs? Sieben!? ... eine Wochenladung geb ich euch! Reicht für alle, wenn ihr nicht fresst wie die Gestörten! Den anderen Krempel, den du genannt hast, kann ich auch liefern. Ein Set mit drei Dietrichen, ne Packung Spielkarten - gebraucht aber alles vorhanden, ein Handbeil und 30 Kugeln .44 AMP. Hab ich irgendwas vergessen? ... Hm nem nem... nein, scheint alles gewesen zu sein. Diesen Kram gegen all das, was du genannt hast, plus den Küchenfirlefanz und anderes Zeug, das ihr nicht braucht und ohnehin nur liegen bleibt. Kommen wir ins Geschäft?"

Carol verkneift sich gerade noch so eine Erklärung, das sie normalerweise einen gesunden Appetit hat und daher für zwei isst. Am Ende setzt sie der Alte noch auf Diät. Stattdessen räuspert sie sich sich kurz und überlegt nicht lange, ehe sie eine Antwort liefert. In ihrer Lage können sie nicht gerade wählerisch sein und mehr oder weniger kommt er ihnen ja entgegen. Das meiste Gerümpel hätten sie wahrscheinlich tatsächlich zurückgelassen. Da können sie genauso gut einen alten Mann auch noch glücklich machen.

"Heh, tja....Ist gar nicht so einfach eine Gruppe zu managen, normalerweise reise ich ja allein. Das wäre jedenfalls soweit alles. Dein Angebot klingt ziemlich fair, da können wir uns kaum beschweren. Einverstanden. Wann und wo willst du das Geschäft abwickeln?"

"Schneller Deal, kein Gefeilsche. So gefällt mir das, Mädchen! Normalerweise kommt hier der Part, wo alle versuchen, mich übers Ohr zu hauen oder einen auf Mitleid schieben. Nun... Ich weiß wo ihr seid, ihr nicht wo ich bin - und das kann auch schön so bleiben. Ich schicke jemanden vorbei, der das Geschäft für mich abwickelt. Heute Abend gegen Sonnenuntergang ist er bei euch. Die letzten Details wie die Begutachtung der Ware und eure Wheeler Info klären sich dann bei Abschluss. Packt schon mal alles auf einen Haufen. Sind wir dann fertig hier? Noch Fragen!? ... Ach ja: Nicht erschrecken, wenn ihr meinen Burschen seht. Er sieht etwas... erm... 'ungewöhnlich' aus... Er bringt ne weiße Fahne als Erkennung mit..."

Da hat sie den Alten genau richtig eingeschätzt. Er macht diesen Kram lange genug und ihn groß belabern zu wollen hätte maximal den gegenteiligen Effekt gehabt. Manchmal ist es doch besser einmal öfter die Klappe zu halten.

"Logisch, ich mag auch kein großes Drumrumgerede." Gibt sie noch zurück und schmunzelt schief vor sich hin. Ziemlich erfreulich, das diese Sache doch viel früher abgewickelt werden kann als sie erst gedacht hat.

"Komischer Typ, weiße Fahne. Alles klar. Fragen gibt es glaub ich keine. Wir sind wohl auch ziemlich leicht zu erkennen, überwiegend, eh...unmännlich. Wenn er irgendwelche Typen trifft die nicht nach schmalen Jungen aussehen, weiß er also Bescheid. Achso, kann ich das Funkgerät damit wieder einpacken? Ansonsten, nett mit dir Geschäfte zu machen. "

"Ja, ich bitte sogar darum. Ich hab so meine Stammkunden und die müssen mich auch irgendwie erreichen können... Also schön. Wir sehen uns dann am Abend. Bis dahin."

Bevor Carol antworten kann, schaltet Earl auf der Gegenseite ab und es kommt nur noch Rauschen durch den Kanal. Carol macht sich nun daran, das Funkgerät wieder abzubauen. Sie holt die Antenne von Dach, frickelt die Einzelteile wieder so gut auseinander wie sie kann und packt dann alles zurück in den Safe, der mit einem willkürlichen Dreh am Zahlenrad wieder verschlossen wird. Das Notizbuch wird nun auch nicht mehr gebraucht und kann wieder in die Schublade zurück, für den nächsten von Earls eingeweihten Kunden.

Das abgemachte Zeug wird zusammengesucht und für die Abholung bereit gemacht; ansonsten vergeht der Nachmittag ereignislos. Als es langsam dunkelt, macht man sich daran das Lagerfeuer für die kommende Nacht zu entzünden. Die Gruppe befindet sich draußen, als etwas langsam durch die Gräser herankommt. Einige hören es bevor sie es sehen. Ein leises Pfeifen, wie von einer Turbine.

Viele Blicke richten sich gleichzeitig auf den Ankömmling, der sich als großer Roboter entpuppt. Er schwebt einen halben bis knappen Meter über dem Boden, misst mindestens zwei Meter bis zum oberen Ende und besitzt sechs bewegliche Greifarme, die wie bei einem Kraken rings um den Leib angeordnet sind. Zwei der Arme tragen eine große Kiste, ein weiterer ist mit einer Minigun verbunden, während ein vierter nach oben gerichtet ist und einen weißen Fetzen Stoff schwenkt...


Alle erkennen, dass es sich um eine Art Mister Handy Roboter handelt - die große Variante - Details zu den Modellen sind ihnen aber keine bekannt. Diese Dinger wurden vor dem Krieg gebaut und in allen möglichen Lebensbereichen eingesetzt, sogar beim Militär. Vikki und Vermilion haben noch nie einen funktionierenden Mister Handy in dieser Größe gesehen, lediglich kleinere Modelle, die aber ähnlich aussehen.

"So also sieht das Ding aus, wenn es funktioniert." staunt Gerry. Es is heutzutage schwer vorstellbar, daß etwas so Großes einfach so über dem Boden schweben kann. Möglicherweise sollten sie Earl fragen, ob er all das Zeugs aus Miss Cat´s Keller holen kann - kam ihm die spontane Idee. Auch Spinnen sollten dem Ding nicht allzuviel ausmachen.

Gerry erkennt, dass dieser Mister Handy hier merklich größer und massiver ist, als das kleinere Mister Tidy Modell in Cats Keller. Er besitzt außerdem mehr Arme.

"Das ist ja ein Ding!" Vikki staunt nicht schlecht darüber, wen ihnen Earl da vorbei schickt. Dieses Teil muss einen unglaublichen Wert haben. Wenn dieser alte Mann noch mehr solcher Schätze hortet, würde es rentieren dem Roboter zu folgen und sich dann zu bedienen. Wobei dies bei einem paranoiden Typen schwer werden dürfte. Immerhin ist er alt geworden, was meist ein Zeichen dafür ist, dass er nicht all zu blöd sein dürfte.

Carol ist zuerst von einem Hühnen mit Eddystatur oder etwas Vergleichbarem ausgegangen, aber der Anblick des (schwer bewaffneten) Roboters trifft sie dann doch unerwartet. Sie winkt der Maschine nach kurzem Zögern zu und wartet bis sie näher heran gekommen ist.

"So, öh...Kannst du sprechen?" Fragt sie das Teil direkt und geht davon aus, das der Roboter entweder über Funk verfügt oder selbst irgendwie reden kann.

Der Robo schwebt zur Gruppe und baut sich vor Carol auf, die ihn anspricht. Selbst wenn man ihm direkt gegenübersteht ist sein Antrieb vergleichsweise leise.

In einem verzerrten, tiefen Ton, der einem Angst und Bange machen könnte, kommt eine Antwort: "BESTÄTIGT - KONTAKTAUFNAHME ERFOLGREICH - ICH BIN IGOR"

Es ertönt ein kurzes Fiepen, dann ist plötzlich Earls Stimme über Funk zu hören. "Hehe, na... habt ihr schon Freundschaft geschlossen!? Das ist Igor 2. Ein echtes Prachtexemplar, nicht wahr!? Er handelt vollkommen autonom, hört aber auf meine Befehle. Ich arbeite noch an einer Fernsteuerung - nur so zum Spaß, aber die hat noch so ihre Macken... Falls ihr mal eine bessere KI Software in die Hände bekommt, sagt Bescheid. Seine aktuelle ist etwas rudimentär und könnte noch verbessert werden. Nunja... Igor wird mit euch den Deal abschließen. Er kann die Waren auf Vollzähligkeit und Beschädigungen prüfen und hat auch eurer Zeug dabei. Ich schlage vor, ihr versucht nicht dumm zu sein und mich veräppeln zu wollen. Für diesen Fall hat Igor keine Hemmungen damit, ein paar große Löcher zu produzieren. Keine Drohung, ich will nur, dass wir uns verstehen."

Earl räuspert sich. "Igor: Diese Leute werden dir jetzt die Ware zeigen. Du scannst alles auf mögliche Schäden und vergleichst mit der Liste. Sofern alles seine Ordnung hat, gibst du den Leuten den Inhalt der Box und tauschst mit der Ware. Hast du mich verstanden?"

"BESTÄTIGT - ERWARTE ZUGANG ZU: WARE"