Natania Shade [Trapperin]

Natania stammt ursprünglich aus Klamath, der Trappersiedlung im Norden. Dort ist sie mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Sarah bei ihrem Vater Daniel Shade aufgewachsen – ihre Mutter Ruth Davison wurde bei einem Raid getötet, als die zwei noch klein waren. Es war keine besonders einfache Kindheit, denn seit diesem Ereignis begann ihr Dad wie ein Loch zu saufen, was sich über die Jahre beständig verschlimmerte. Er kümmerte sich zwar halbwegs um seine Töchter, war aber ständig betrunken und später auch unberechenbar und gewalttätig. Nat war nie viel zuhause. Sie erkundete die Siedlung, kletterte herum und beobachtete die Vorgänge, und mit sieben Jahren fand sie ein altes Luftgewehr mit dem sie gerne das Ungeziefer terrorisierte. Bald wurde ihr auch das Schießen mit richtigen Waffen beigebracht, wobei sie sich sehr geschickt anstellte – ihren ersten Lehrer, den jungen Jäger Tom, übertraf sie nach recht kurzer Zeit. Wegen diesem Talent durfte sie schon früh ihren Vater hinaus ins gefährliche Ödland begleiten, und Dan brachte ihr alles bei was man für die Jagd und das Überleben da draußen wissen muss. Es war eine harte Schule, die aber zweifellos ihre Wirkung zeigte. Und Nat konnte sich kaum was anderes vorstellen.
Die eher einzelgängerische Trapperin kam zwar mit den meisten Leuten in Klamath klar, wirklich gut befreundet war sie aber nur mit Tom, der ohnehin beinahe zur Familie gehörte, und der ‚gestrandeten‘ Händlerin Alex, die ihr charakterlich beinahe komplett entgegengesetzt war, die sie aber irgendwie unmöglich nicht mögen konnte. Zu ihrer Schwester hatte Nat kein besonderes Verhältnis, sie redeten nicht viel miteinander, und nachdem Sarah heiratete und nach Downtown zog war es ohnehin unmöglich sie zu sehen ohne den sich verraten fühlenden Dan in Rage zu versetzen. Dessen Säuferei, unfaire Vorwürfe und unbegründete Beschimpfungen waren bald nur noch schwer erträglich, aber Tom, der die Familie wohl nicht endgültig zu Bruch gehen sehen wollte, überredete die Schützin regelmäßig dazu ihrem Vater noch eine Chance zu geben und nicht einfach abzuhauen.

Als sie 20 war, wollte der Leiter der Verteidigung von Klamath Natania die entsprechenden Pflichten ihres wegen des Alkohols unzuverlässig gewordenen Vaters übertragen. Sie war einverstanden und wollte irgendwann ohnehin nach Süden zum Militär gehen, und das würde dem Trinker etwas Arbeit abnehmen… Dan Shade tobte. Er empfand das als Beleidigung seiner Fähigkeiten, die er dann durch Prügel genauer demonstrieren wollte. Gegenwehr hatte er scheinbar trotzdem nicht erwartet, denn nachdem Nat ihm eine verpasst hatte, wankte er hinaus. Zu einer der Bars um sich weiter zu zuzuschütten und zu jammern, dachte sie – aber als sie später nachsehen wollte, hatte sich der besoffene Trapper hinaus ins Ödland gewagt. Als sie ihn fand, war Dan von einem großen Goldgecko schwer verletzt worden bevor er das Vieh erschießen konnte. Sie konnte ihn zwar zurück in die Siedlung schleifen, aber sein rechtes Bein war zu demoliert um wieder richtig zu heilen, und er konnte seitdem nur noch mit einer Krücke gehen. Schon früher war er nur mehr bei der Jagd nüchtern gewesen, aber damit hatte es sich ebenfalls. Nat musste sich mit dem ständig betrunkenen Krüppel am Rande des Deliriums, der ihr Dad geworden war, herumschlagen, und besorgte die Deckel – sie machte sich zu viele Vorwürfe, um zu gehen. Zuhause war sie kaum noch, so musste sie sich nicht damit auseinandersetzen wie Dan langsam durchdrehte, manchmal gar nicht mehr wusste was überhaupt los war, und noch unberechenbarer und brutaler wurde sofern er gerade keinen Anfall von Reue hatte.
Zwei Jahre ging es so, bevor die Situation endgültig eskalierte. In einer genauso heftigen wie eigentlich sinnlosen Auseinandersetzung fiel ihr nichts mehr ein um sich zu verteidigen, als den Jagdrevolver ihres Vaters vom Tisch zu nehmen und zu drohen, dass sie abdrücken würde wenn er nicht aufhörte. Dan hörte nicht auf, und Natania schoss ihn tatsächlich nieder – zur Überraschung und zum Entsetzen beider. Nachdem ihr Vater wenige Minuten später der Verletzung erlegen war, dachte die Schützin daran, sich zu stellen. Aber stattdessen packte sie rasch ihre nötigsten Sachen, und machte sich heimlich davon. Beinahe alles Persönliche und die Tatwaffe ließ sie zurück.

Nach diesem überstürzten Aufbruch ohne Abschied streifte Nat zu Fuß durchs Ödland, versteckte sich eine Zeit lang, verdiente ihre Caps mit der Jagd oder als Wache für Karawanen, Scavenger oder andere Reisende. Sie blieb nie lange, ihre letzte Anstellung verließ sie, als die Händler hinauf in den Norden wollten. Schon allein aus Angst erkannt zu werden, traute sie sich dort nicht hin – von den schweren Schuldgefühlen und der sich bemerkbar machenden Paranoia ganz abgesehen. Irgendwann erreichte sie New Reno, geriet durch Zufall in einen Mafia-Krieg… und verließ mit der Gruppe das Drecksloch, das sich die größte Kleinstadt der Welt nennt. Unplanmäßiger Halt: Broken Hills, nächstes Ziel: Vegas.