John Doe [Boxer]

An seine Kindheit erinnert sich John kaum, was auch daran liegen könnte, dass man ihn mit geschätzten 6 Jahren mitten im Ödland fand. Damals kam ein Händler vorbei, der den Jungen halb verdurstet am Wegesrand aufgabelte, man vermutete das John wohl der Sohn einer Familie Reisender war, die auf ihrem Weg von Raidern überfallen wurde, es konnte jedoch nur spekuliert werden. Der Händler nahm den Jungen bis zur nächsten Stadt namens Stevesburgh mit, um ihn dort in die Obhut der Bewohner zu geben. Jedoch war keiner der Bürger gewillt den Waisen aufzunehmen und da der Händler ebenfalls nicht die Last eines weiteren zu füllenden Magens tragen wollte, ließ er ihn dennoch dort.
Seither lebte der Junge, den die Bewohner von Stevesburgh John Doe nannten; da er seinen richtigen Namen wohl vergessen hatte, oder ihn wohl vergessen wollte, auf der Straße und ernährte sich von allem was er in seine Finger bekam und nahm auch den Kindern der Ansässigen ihr Taschengeld und andere Dinge ab, um davon zu Leben, was die Bewohner mehr als nur einmal fast so weit trieb, dass sie ihn aus der Stadt werfen wollten, jedoch kannte er sich in der Stadt mittlerweile so gut aus, dass ihn niemand mehr in die Finger bekam, wenn John selber es nicht wollte. Trotz seines verwahrlosten Aussehens und der steten Warnung diesem Mini-Vagabunden nicht zu nahe zu kommen, zog Johns unabhängiger und harter Lebensstil Gleichaltrige an, die in seiner Nähe herumhingen und sich mit ihm anfreundeten.

Nachdem er 6 Jahre in der Stadt verbracht hatte, hatte John sich ohne es zu merken eine kleine Kindergang aufgebaut, vor der sogar die Erwachsenen einen gewissen Respekt entwickelten und anfingen John als Teil der Stadt zu akzeptieren. Er führte die Gruppe nicht gezielt, es war eher so als würde sie ihm auf Grund seiner Stärke und Unbeugsamkeit folgen. Nun da er ein Teil der Stadt war, bot man ihm auch einen Job in der städtischen Bar an, er sollte hinter der Bar aushelfen und dem Wirt auch beim Brennen seines eigenen Fusels helfen, John nahm wegen der guten Bezahlung dankend an und ließ seine Tage auf der Straße hinter sich.
Die nächsten 5 Jahre verbrachte John hinterm Tresen der Bar, wobei er in der Anfangszeit nur bediente und die Tische putzte, aber nach zwei Jahren hatte der Inhaber genug Vertrauen in den Jungen, um ihn auch in die Geheimnisse des Schnapsdestillierens aus Bremsflüssigkeit und anderen sonst ungenießbaren Substanzen einzuweihen und letztendlich war er auch dafür verantwortlich die betrunkenen Störenfriede aus der Bar zu befördern, die diese nun einmal magisch anzog. Während dieser Zeit lebte er auch in einem Zimmer über der Bar, das ihm sein Boss großzügiger Weise zur Verfügung stellte und widmete seine Freizeit damit sich selbst lesen und schreiben anhand der Beschriftungen verschiedener Flaschen und dem Handbuch "Fusel brauen, für jedermann" beizubringen, wobei ihm das Handbuch die üblichen Bilderbücher ersetzte.

Nur ein Jahr später waren die ruhigen und stabilen Zeiten vorbei. Eine Welle von Glücksspiel rollte über Stevesburgh und mit ihr kamen auch Korruption und verschiedene Verbrecherbanden. Mit einem miesen Gefühl im Bauch musste John mit ansehen, wie die Bar seines Bosses, der in den letzten Jahren wie ein Vater für ihn gewesen war, immer mehr zu einem miesen Kasino verfiel. Eines Tages jedoch standen drei Männer im Anzug vor dem Tresen und Boten dem Besitzer ein „Geschäft“ an: Er bezahlt ihnen jede Woche einen festen Teil seines Einkommens und sie würden ihn dafür beschützen. In diesem Moment sah John rot und kam hinter dem Tresen hervor. Noch bevor die Männer reagieren konnten, holte er aus, schlug den der mit seinem Boss geredet hatte nieder und brüllte: „Ihr miesen Aasgeier bekommt gar nichts von uns, verschwindet!“ Doch der Mann, den er niedergeschlagen hatte, konnte ihn nicht mehr hören, denn er war sofort bewusstlos gewesen. Nur eine Sekunde später spürte John etwas kaltes Metallenes an seinem Kopf und plötzlich wurde die ganze Bar ruhig. Für einen Moment schloss er die Augen und war sich sicher, dass sein Leben vorbei war, doch noch bevor der zweite Gangster, der hinter ihm stand, abdrücken konnte, hielt ihn der letzte auf. „Halt, der Junge hat eine gute Rechte. Ich hab noch niemals jemanden gesehen, der Bronko mit nur einem Schlag auf die Bretter befördert hat“, meinte der Mann mit einer tiefen Stimme und packte John an der Schulter um ihn umzudrehen.

John starrte in ein grimmiges von oben bis unten vernarbtes Gesicht und fragte sich, ob sein Gegenüber ein Ghul sei, was sich bei näherem betrachten aber als unwahrscheinlich erwies. John schluckte. Der Gangster musterte ihn mit scharfem Blick, wobei er seinen Griff an Johns Schulter nicht lockerte, schließlich grinste er unheilvoll. „Pass auf Kleiner, ich mach dir jetzt ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst, aber keine Angst es lohnt sich auch für dich…“, begann er zu reden und ließ John endlich los. „Also hör gut zu, ich will das du für uns, die Familie Bishop, in einem Boxring kämpft. Mit deiner Rechten machen wir ein Vermögen beim Wetten. Du bekommst natürlich ein gebührendes Entgeld, das deiner Performance entspricht…“ Er schaute kurz zum Besitzer der Bar. „Und den Alten lassen wir auch in Ruhe, na wie klingt das?“ John schluckte erneut und willigte mit einem zögernden Nicken ein.
Und so wurde John zu einem Boxer, einem ziemlich gutem sogar, er war der Champion des Untergrundboxens in und rund um Stevesburgh (nicht, das es um Stevesburgh viel gab, aber immerhin). In den Jahren als Boxer bekam John auch seinen Spitznamen „Whiskey“, der sich darauf bezog, dass man ihn vor einem Kampf stets in der nächsten Bar fand, oder er sich zumindest in seiner Umkleide mit ein zwei Pullen Hochprozentigem die Rübe zuknallte, seinem Kampfstil schadete es nicht, im Gegenteil.

Nach vielen Jahren im Ring wurden die Mafiosi und die Zuschauer John langsam Leid. Um die Kämpfe abwechslungsreicher zu gestalten, warf man ihn mit wilden Ghulen und kleinerem Getier des Ödlandes wie z. B. Maulwurfsratten in einen Ring, doch auch das schien die Menge bald zu langweilen. So hatten Johns neue Bosse eine Idee: Es wurde Zeit für einen neuen Champion, einen jungen und unverbrauchten. Das einzige Problem war das kein Jüngling es mehr als eine Runde mit John im Ring überleben würde, da war man sich sicher, so entschieden sie sich John einfach eine Art „Abfindung“ anzubieten und ihn dann in den Ruhestand zu schicken, man könnte auch sagen sie haben ihn bestochen. John musste bei der Summe an gebotenen Kronkorken nicht lange grübeln und willigte ein, jedoch mit seinem eigenen Plan im Hinterkopf. Unbemerkt von seinen Bossen verbreitete er das Gerücht, dass der Kampf ein abgekartetes Spiel sei und der Neuling ihn auf JEDEN Fall besiegen würde, setzte aber sein ganzes Geld auf sich selber.
Als der Gong zur ersten Runde schließlich ertönte und der leichtfüßige Neuling vor John umhersprang, holte John einmal aus und verpasste ihm eine Gerade, die mit voller Wucht durch die Deckung des Jungen stieß und diesem am Kopf traf. Wie ein nasser Sack fiel jener zu Boden und John sollte später erfahren, dass der Junge den Schlag wohl unglücklich abbekommen hatte und sofort tot war. Sofort als man ihn zum Sieger erklärt hatte, löste er all seine Wetten ein und verschwand, unter einer Gruppe Reisender gemischt, aus der Stadt in Richtung des Den. Mit seinem Gewinn ließ er es sich richtig gut gehen, jedoch lebte er knallhart über seine Verhältnisse und versoff all seinen Reichtum. Seither lebte er in und um den Den und nahm Söldner-, Türsteher-, Bodyguard- oder auch Geldeintreiber-Jobs an, um über die Runden zu kommen und seinen Alkoholkonsum zu finanzieren.

Nachdem sein letzter Job ihm mehr Geld eingebracht hatte als gedacht, beschloss John dies zu feiern und zwar indem (wie sollte es anders sein) er sich heillos die Rübe mit den verschiedensten Schnäpsen zuschüttete. Im Nachhinein war das vielleicht eine dumme Idee, denn als er mal wieder total verkatert aufwachte, befand er sich zu seiner Überraschung nicht mehr im Den, sondern in Broken Hills. Nicht einmal er selbst weiß, wie er es so besoffen durch Ödland geschafft hatte... Nachdem er seine Finanzen und seinen Vorrat an alkoholischen Getränken überprüft hatte, beschloss er sich erst einmal einen neuen Job zu suchen. Neue Stadt neues Glück.