Fallout: Texas - Kapitel 2

Gerry kauert in Deckung und beobachtet das Gelände rund um das südliche Gebäude und den angrenzenden Schuppen. Er sieht, wie ein Unbekannter rechts am Gebäude aus einem Fenster springt. Als sich der Typ gefangen hat, dreht er sich halbherzig um und macht eine Wurfbewegung in Richtung Haus. Danach nimmt er die Beine in die Hand. Er verschwindet hinter dem Schuppen kurz aus Gerrys Blickfeld und ist dann nochmal sehen, wie er in Richtung des westlichen Gebäudes weiter stürmt. Während er rennt, sieht er sich hastig über die Schulter um, doch er wird nicht unmittelbar verfolgt.

Letztendlich verschwindet er hinter dem westlichen Gebäude endgültig aus Gerrys Sicht. Wenige Sekunden später taucht eine Gestalt auf dem Dach des südlichen Gebäudes auf. Vor der knallenden Sonne hebt sie sich als dunkler Schemen ab.


Flinn nickt stumm und geht mit Vikkis MP im Anschlag voran. Sie durchqueren leise den dunklen Flur und Flinn führt sie zu einer weiteren Tür. Durch diverse Ritzen und Löcher scheint Tageslicht hinein. "Hier geht's raus, das ist die Vordertür.", murmelt der Junge und macht Anstalten hinaus zu gehen.


Vermilion muss anhalten, um das Etwas am Boden zu suchen. Als sie es in der Hand hält wird ihr sofort klar, dass man sie verarscht hat: Es handelt sich um einen leergeschossenen Munitionsclip. Die Aktion hat sie in ihrer Verfolgungsjagd extrem zurückgeworfen. Wenn der Typ nicht unterwegs angehalten hat, wird sie ihn kaum mehr einholen können...


Carol verliert ebenfalls Zeit und es dauert, bis sie letztendlich auf dem Dach des Gebäudes ankommt. Von hier hat sie einen hervorragenden Blick über das Gelände, doch der Flüchtling ist nicht zu sehen. Als Deckung bieten sich (neben den Fahrzeugen, die vom Dach aus nur bedingt diese Rolle erfüllen) eigentlich nur das westliche Gebäude sowie der Hangar ganz im Norden an. Carol glaubt nicht, dass der Mann es in dieser Zeit bis zum Hangar geschafft haben könnte, aber sicher ist sie sich nicht.

Was für ein abgebrühtes Arschloch... Vermilion versucht trotzdem den Kerl weiterhin zu verfolgen, denn wenn er noch andere Kollegen hat, wird er im schlimmsten Fall mit denen zurück kommen. Und vielleicht wusste er mehr über die Wheeler, oder ihren Kontaktmann, denn inzwischen vermutet sie, dass die Typen Raider waren.
Also springt auch sie aus dem Fenster und überlegt sich, wohin er gegangen sein könnte.

Vikki bleibt nichts anderes übrig, als Flinn zu vertrauen und ihm zu folgen.
"Gut, sei vorsichtig." meint sie zu ihm, lässt ihm also gerne den Vortritt. Inzwischen überlegt sie sich bereits, wie sie sich draussen orientieren will und wie es dann weiter gehen soll.

Carol nimmt mal an, das die Kleine sich schon in den Panzerheini verbeißen wird. Mit dem Gewehr in der Hand legt sich die Söldnerin auf das Dach und sucht durch das Fernrohr den Norden ab. In der Nähe ihrer alten Deckung waren Schüsse gefallen. Bevor sie die Verfolgung fortsetzt will sie sicherstellen, das sich nicht noch mehr Hampelmänner an sie heranschleichen. Darauf hat sie reichlich wenig Lust. Schade um Knacker und Hund. Ob Letzterer wohl genießbar ist?

Nun, Munition (speziell seine) ist schweineteuer - und der Typ ist... äußerst weit weg. Also verhält sich Gerry auch weiterhin ruhig. Man muss ja nicht mit aller Gewalt auf sich aufmerksam machen...

Vermilion lässt den Munitionsclip fallen und nimmt wieder Fahrt auf. Gerry kann von seiner Deckung aus sehen, wie sie aus dem gleichen Fenster springt, wie der Kerl davor - etwa zur gleichen Zeit, wie dieser sich dem zweiten Gebäude im Nordwesten nähert und bald darauf aus seiner Sicht verschwunden sein wird. Vermilion passiert den Schuppen und rennt dem Typen hinterher. Sie kann ihn noch kurz sehen, aber er hat gut Vorsprung. Er verschwindet hinter dem Haus, um das Vermilion und John auf dem Weg zum Schuppen zuvor herumgeschlichen sind.

Etwa zur gleichen Zeit verlassen zwei völlig neue Personen das Gebäude im Nordwesten: Flinn mit der MP im Anschlag und die unbewaffnete Vikki, direkt hinter ihm. Vermilion kann beide im Sprint sehen und wird ihrerseits ebenfalls wahrgenommen. Auch Gerry kann diese Szene beobachten.

Carol hockt auf dem Dach und erkundet durch das Fernrohr den nördlichen Teil des Flugplatzes. In der Nähe des Hangars erspäht sie mit etwas Mühe Gerry, der sich hinter einem Wagen verschanzt hat. Ein Stück hinter ihm, Richtung Straße und Gräser, liegt der Hüne Eddy bäuchlings halb auf dem Weg und rührt sich nicht. Carol erkennt tiefrotes Blut, das sich von seiner grünen Kleidung abhebt. Als ihr Blick schwenkt bemerkt sie schlussendlich Flinn und Vikki, als diese aus der Tür hinaus ins Freie treten.


Vikki folgt Flinn nach draußen. Das grelle Tageslicht blendet beide eine Sekunde, da sie noch das Zwielicht von drinnen gewöhnt sind, doch dann kann Vikki den Flugplatz überblicken. Von ihrer Position aus erstreckt sich geradeaus ein großes Feld das schlussendlich zur Start- und Landebahn führt. Schräg geradeaus und nach links steht eine Art Hangar. Davor sind diverse Fahrzeuge geparkt und hinter einem davon erspäht Vikki die wallende schwarze Mähne einer unbekannten Gestalt, die sie und den Jungen beobachtet. Ihr Blick verweilt dort allerdings nur eine Sekunde, denn sofort wird ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen: Rechts endet das weitläufige Gelände nach einem guten Stück bei einem zweiten Gebäude mit angrenzendem Schuppen. Von hier stürmt eine ziemlich mies gelaunt aussehende Frau heran - eine Pistole in der Hand. Flinn bemerkt sie ebenfalls und Vikki bekommt mit, wie er die MP auf sie ansetzt...

Aus dem hohen Gras heraus hat Cathy die Durchführung des Plans beobachtet, der in ihren Augen nicht der Beste ist - da wäre Vermilions Taktik mit "erst schießen und dann fragen" sicherlich sinnvoller gewesen. Das Ganze endet schließlich in einem Desaster und Doctor Gerry bekommt ordentlich was ab. Es scheint fast so als müsste sie sich nun bald bei ihm revanchieren - gesetzt den Fall, dass er das ganze Schauspiel überlebt hat. Plötzlich ertönen Schüsse, ein Jaulen, die Rothaarige spring instinktiv auf, um zu ihrem Kameraden zu laufen; währenddessen hört sie weiteres beunruhigendes Feuer im Hintergrund, wodurch sie in die nächste Deckung gezwungen wird. Besorgt blickt sie sich nach Eddy um, welcher ihm scheinbar nicht gefolgt ist. "Scheiße wo ist der Kerl, ich dachte er wäre direkt hinter mir?"

`Also, wenn das alles nicht so ernst wäre, könnte ich versucht sein, darüber zu lachen.´ grübelt Gerry, weil er bei dieser ganzen abenteuerlichen Szenerie an einen alten Zeichentrickfilm erinnert wird, der eigentlich nur einen Flur mit haufenweise Türen zeigt - aus denen die verrücktesten Gestalten kommen, um gegenüber wieder zu verschwinden.
Einerseits ist er wirklich froh, daß sich so gar keiner für ihn interessiert - und andererseits ist er ziemlich angefressen, weil er nicht mal mehr dem Kerl eine draufbrennen kann, der ihm eine gescheuert hat. Aber - heyheyHEY! Interpretiert Gerry gerade richtig, was er da sieht? Hat diese kleine Figur, die da bei der anderen steht, tatsächlich eine MP? Und versucht er damit allen Ernstes, auf Vermillion zu zielen? Ohh, Adrenalin ist so eine tolle Sache - aber manchmal lässt einen diese körpereigene Happydroge völlig blödsinnige Dinge tun. Also nimmt Gerry sich ein paar Sekunden Zeit, legt mit der mächtigen .44er Automag auf den MP-Typen an und versucht sein Glück.
`Meine Fresse - Du trittst Hippokrates gerade volles Brot in´s Kreuz - das ist Dir schon klar, oder?´ denkt er sich noch, als sein rechter Zeigefinger sich kurz bewegt und der Schlagbolzen auf das Zündhütchen mit Knallquecksilber trifft, welches daraufhin blitzschnell gute 2 cm³ Kordit zündet - und so das halbautomatische Nachladespektakel der beeindruckenden, blanken `Großwildpistole´ beginnt, die vor gar nicht allzulanger Zeit unter Anderem noch als das `Charles-Bronson-Gedächtniseisen´ bekannt war . Mit knapp 670m/sec. verlässt ein ziemlich großes Projektil böllernd den Lauf und Gerry denkt sich noch: `Warum frage ich mich, was ich da tue, nachdem ich es getan habe? Wir alle können nur hoffen, daß ich nicht so gut gezielt habe...´

'Da sind noch mehr? Das muss ein verdammtes Nest sein!' denkt sich Vermilion und muss sich entscheiden. Vor dem Gebäude durch und die neuen vertreiben, oder hinter dem Typen her?
Sie beschliesst, dass sie bereits genug Zeit verloren hat. Wenn sie die beiden auch noch verarbeiten muss, dann entkommt der andere womöglich noch.
"Verpisst euch!" ruft sie also über den Platz und folgt weiter ihrem neuen Spielgefährten.

Vikki hofft das Beste, als sie aus dem Gebäude tritt - und wird sofort wieder von der bitteren Realität eingeholt. Neben dem schwarzen Haarschopf besteht diese aus einer, grösstenteils auch schwarzen, Frau, die mit einer Waffe auf sie zu rennt. So viel zu ihrer Hoffnung mit den Rangern, das hier sieht eher so aus, als wäre die nächste Raider-Bande gekommen, um ihr den Tag zu verderben.
Flinn legt gerade mit ihrer MP an, als die Frau sie auffordert sich zu verpissen. 'Eine verdammt gute Idee!' denkt sich Vikki und macht rückwärts kehrt in das Gebäude. 'Was für ein Scheisstag!'
Sie bemerkt erst dann, dass sie Flinn einfach hat stehen lassen. Hoffentlich war er klug genug und folgt ihr in Deckung!

Cathy erinnert sich, dass sie und Eddy den ersten Akt der Show aus den vermeintlich sicheren Gräsern heraus beobachtet hatten. Nach dem ersten Angriff durch Vermillon und Carol schien die Lage zunächst rasch geklärt, doch ein Nachspiel hatte das Ganze letztendlich dann doch, denn wie sich herausstellte, waren die vier Kerls offensichtlich nicht allein auf dem Gelände. Cathy und Eddy wurden in ihrem Versteck überrumpelt. Mindestens zwei Männer waren mit Waffen im Anschlag herangeschlichen und hatten - sobald sie die Zuschauer bemerkten - blind das Feuer eröffnet.

Daraufhin war Cathy losgeeilt, fest in der Annahme, Eddy würde ihr auf den Fersen folgen. Dass dem nicht so war, hat sie mittlerweile festgestellt. Aktuell liegt sie unter einem der Fahrzeuge, die vor dem nordwestlichen Gebäude geparkt stehen. Von ihrer Position aus kann sie die die Szene rund um Vermilion, Vikki und Flinn beobachten. Gerry, der irgendwo gegenüber in Deckung kauert, hat sie in ihrer hastigen Flucht zunächst nicht zur Kenntnis genommen; auch Eddy sieht sie von hier aus nicht.


Vikki eilt zurück ins Haus und lässt Flinn zurück. Der Junge bemerkt ihren Rückzug und blickt ihr irritiert und verunsichert hinterher. Die kreischende Vermilion trägt ihren Teil dazu bei, dass er verängstigt die MP sinken lässt. Er will sich gerade zurück zu Vikki ins Haus verdrücken, als ihn ein gut platzierter Schuss von den Füßen holt. Flinn stürzt in den Sand und verliert dabei die Waffe.


Gerry kann beobachten, wie sein Schuss den 'MP-Typen' fällt. (Cathy wird durch den Schuss auf ihn aufmerksam und kann Gerry teilweise hinter seiner Deckung ausmachen.)


Vermilion bekommt mit, dass der kleine Junge mit der MP in der Hand von irgendwem ausgeschaltet wird, während sich die Frau ins Gebäude zurückzieht. Vermilion selbst verfolgt weiter den anderen Kerl. Sie kommt an der hinteren Hauswand an und kann ihn nicht mehr ausmachen. Wie zuvor sieht sie diverse Fenster - alle vernagelt, bis auf eines.


Vikki hört plötzlich Geräusche im Haus. Etwas oder jemand rumpelt in einem benachbarten Raum umher - sie kann es durch den Flur hören...

Carol legt auf den Jungen an und beobachtet ihn skeptisch. Gehört wohl zu diesem Haufen. Allerdings sieht er auch so aus, als würde er am Liebsten ganz woanders sein. Ob sie ihn ausknipsen sollte? Bewaffnet ist er. Es kann viel zu schnell etwas passieren...

Verwundert sieht sie mit an, wie der Zwerg wie ein nasser Sack umfällt. War das etwa Gerry? Eiskalt...Aber vielleicht auch besser so. Jetzt wo sich das erledigt hat, sucht sie nach anderen Zielen. Sie versucht es noch einmal bei den Gräsern im Norden. Zwei Typen stehen mindestens noch...

Nun war sich Gerry auf einmal gar nicht mal mehr so sicher, ob das alles nun auch so toll war, wie es sich im ersten Begeisterungsanflug anzufühlen schien. Die Ohren pfeifen, die Ellbogengelenke angenehm gestaucht und immer noch nicht dazu gekommen, sich darum zu kümmern, daß er nicht weiter vor sich hinkleckert, verlegt sich Gerry erst mal darauf, sein Umfeld genau im Auge zu behalten, während er sich wieder ganz klein macht. Anstrengend, darum zu kämpfen vor lauter Aufregung flach zu atmen. Nun gut - Gerry hatte sich und jedem anderen bewiesen, daß er tatsächlich mit dem Riesending umgehen konnte, an das er eigentlich eher durch Zufall gekommen war. Die einzige Hoffnung war nun noch, daß der MP-Typ wenigstens nur verletzt war - und nicht gleich so richtig tot.
Obwohl - der hatte doch eigentlich ganz eindeutig versucht mit dem Ding zu schießen, nicht? Und... so gesehen... aus einer MP kommt normalerweise verdammt viel Blei auf einmal raus, nicht? Dann war das, was nun passiert ist objektiv betrachtet doch eigentlich recht - hm, gut?

'Und der Hase verschwindet im Bau. Wenn er denkt, er könne sich im Dunkeln verstecken, dann kommt er aber auf die Welt.'
Grinsend und bester Laune späht Vermilion durch das offene Fenster. Sie will nur sichergehen, ihm nicht direkt vor den Lauf zu klettern, Fallen dürfte er in der kurzen Zeit keine legen können. Sollte die Luft rein sein, dann ab hinterher. Warscheinlich hat er sich zu den anderen beiden verkrochen, die vorhin aus der Tür kamen. Obwohl da nur noch eine Person übrig sein dürfte.

Vikki schnaubt und überlegt. Der Junge war zu langsam, irgendwen hat ihn getroffen - und jetzt bekommt sie hier drin auch noch Besuch. Sie muss sich entscheiden, was sie tun will...
Sie beschliesst, dass es eine dumme Idee ist, ohne Waffe im Gebäude zu bleiben. Besser geht sie mit erhobenen Händen hinaus und ergiebt sich, wenigstens ohne Kugel im Kopf, ihrem vermutlich sowieso auswegslosen Schicksal.
Sie schluckt einmal leer und tritt erneut ins Freie. "Nicht schiessen, ich gehöre nicht zu denen! Ich bin unbewaffnet!" ruft sie dann mit deutlich erhobenen und leeren Händen. Sie sieht nach, welches Schicksal genau Flinn erfahren hat.

So langsam beginnt der gesittete und umgängliche Stadtmensch Gerry zu begreifen, wie die Leute hier draußen zu ihrem typischen Zynismus gekommen sind.
"Unbewaffnet? Hier? Oh - das ist ken Problem... Da vorne liegt eine Maschinenpistole. Die braucht wohl irgendwie grad keiner..." lässt er sich also in einem recht deplatziert wirkenden, sachlichen Toinfall vernehmen. Hm - hat er das gerade wirklich gesagt - nachdem, was er vorhin zweifellos wirklich getan hat? Und während Gerry´s gesunder Menschenverstand fragt, ob er anfangen soll, sich um sich selbst Sorgen zu machen, mosert Evil Ernie schon wieder leise: "Och, Mist - nie ist `ne Carol da, wenn´s mal wirklich was zu lachen gibt! Vermillion würde das zwar auch rasend komisch finden, das aber nie zugeben - aber bei Carol kämst Du spätestens jetzt in´s `Buch der coolen Leute´, mann!"
`Zynismus - die Kunst, auch aus der trostlosesten Situation irgendwas herauszuwringen, das möglicherweise entfernt so etwas Ähnliches wie lustig sein kann.´ geht Gerry die Definition durch, die ihm der Bibliothekar in Corpus Christi einst dafür gegeben hat. So hockt er weiter hinter dem verwitterten Autowrack und denkt sich: Ja - möglicherweise sollte er anfangen sich ein paar Sorgen zu machen.



Irgendwie ist es recht schwer sich zu beruhigen - mit zwei Löchern in der Figur und haufenweise unbekannten Leuten mit Knarren um einen rum - egal, ob tot, lebendig oder irgendwas dazwischen.

Carol beobachtet die Gräser, aber niemand zeigt sich. Nur Eddy liegt noch regungslos an seinem Fleck. Hin und wieder schaut sie am Zielfernrohr vorbei auf den Platz. Dort kann sie sehen, wie die unbekannte Frau, die eben noch ins Haus geflohen war, nun mit erhobenen Händen ins Freie marschiert. Beim Jungen bleibt sie stehen.


Vikki tritt aus dem Haus und hört hinter sich noch quietschend die Tür zufallen. Mit erhobenen Händen marschiert sie auf Flinn zu. Der Junge liegt halb auf der Seite, in einer Art Fötusstellung. Sein Gesicht ist vom Schmerz gezeichnet; mit glasigen Augen starrt er ins Leere und ringt mit den Tränen. Vikki kann seine Schnappatmung hören. Unter den Händen, mit denen er sich den Bauch hält, hat sich sein schlichtes Hemd bereits rot gefärbt.

Als Flinn Vikki bemerkt, dreht sich sein Kopf ein wenig in ihre Richtung. Er schaut sie an. "B-bitte...", bringt er mühevoll hervor, bricht dann aber ab, als ihn offenkundig der Schmerz durchzieht.


Vermilion schielt durch das offene Fenster. Nichts tut sich. Sie sieht ein karges Zimmer, mit karger und kaputter Einrichtung. Gegenüber vom Fenster führt eine Tür aus dem Raum hinaus - sie ist geschlossen... Vermilion kann ungehindert einsteigen und befindet sich nun im Haus.


Gerry hockt nach wie vor hinter seiner Deckung. Er sieht alles was auf dem Platz passiert, entsprechend kann er beobachten, wie Vikki zu dem Jungen geht und ihn nun betrachtet. Vermilion ist schon vor einigen Sekunden hinter dem Gebäude verschwunden und ist vermutlich noch immer auf der Jagd nach dem anderen Kerl.

Vermilion nutzt die Situation, um kurz nachzuladen. Es ist immer unangenehm, wenn einem mitten im Kreuzfeuer die Munition ausgeht. Wieder bereit, macht sie sich dann auf, die Tür zu öffnen. Dabei vertraut sie auf ihr Gehör. Wenn sie Schritte ausmachen kann, ist der Typ noch am herumirren und sie kann ihn bedenkenlos verfolgen. Ist es jedoch ruhig, könnte er auf sie warten - dann ist es ratsam möglichst leise zur Tür zu schleichen und sie gegebenen Falles zu öffnen, ohne gleich raus zu treten. Nach dem Sprint könnte der Typ auch ein wenig ausser Puste sein und sich durch seine Atmung verraten, so dass sie gleich links und rechts aus dem Türrahmen eine Kugel abfeuern kann.
All dies macht sie jedoch mehr instinktiv, als mit taktischem Kalkül, denn ihre Gedanken kreisen im Moment um verschiedene Todesarten - und darum welche ihr hier zur Verfügung stehen. 'Erschiessen... langweilig... Erhängen, oder einfach enthaupten! Ja, das geht. Schade hat es so wenig Wasser hier... Hey, kann man einen Menschen in seinem eigenen Blut ertränken, ohne dass er vorher stirbt? Der Doc wüsste das bestimmt...'

Vermilion kann weder Atemgeräusche noch Schritte hören. Nicht ganz lautlos lädt sie ihre Waffe nach und tritt dann so leise wie möglich nach vorne. Die Tür geht in den Raum hinein auf, so dass sie nicht drücken kann, sondern ziehen muss. Behutsam tut sie dies und sieht nun den Flur vor sich, der von der Tür aus nach links und rechts verläuft. Frontal blickt sie nur auf eine marode Wand. Nichts regt sich.

Und nichts passiert, wie langweilig. 'Wo ist der Kerl bloss hin? Links oder rechts? Links oder rechts?', stellt sie sich ein paar Mal die Frage, ohne eine Antwort zu bekommen. 'Ach Sheiss drauf'
"Komm und spiel mit mir!" ruft sie mit kindlicher Stimme, driftet kurz darauf jedoch in ein histerisches Kichern ab. Sie geht nach rechts und summt leise eine recht fröhlich klingende Melodie.

Das Gebäude ist nicht groß, übermäßig viele Räume kann es also nicht geben. Vermilion sieht vier: Der Flur nach links führt noch zu zwei anderen Türen, alle auf der gleichen Seite. Die hintere davon ist geschlossen, die vordere angelehnt. Rechts herum kommt neben ihrem Raum nur noch eine Tür. Diese steht einen Spalt breit offen. (Der Haupteingang zum Gebäude liegt mittig auf der anderen Wandseite des Flurs.)

Fröhnlich summend nähert sich Vermilion der hintersten Tür rechts, als dahinter plötzlich eine Stimme zu hören ist. "Können wir reden? Oder seid ihr unbedingt auf Blut aus?"

"Bwahaha!" lacht Vermilion laut los, da will doch tatsächlich einer lieber mit ihr reden, als Blut zu vergiessen! Sie verstummt dann aber abrupt. "Reden ist schön, ja, reden tut niemandem weh..." Nach einer kurzen Pause fährt sie in aggressiverem Ton fort. "Meine Waffen sehen das aber anders, denn die sprechen eine ganz andere Sprache. Die tut weh, oh ja!" Sie überlegt einen Moment und kommt zum Schluss, dass sie diese Art von Entscheidung nicht selbst treffen sollte. "Gut, du willst reden. Du willst aber nicht mit mir reden, glaub mir, ich weiss so was. Die anderen, ja, mit denen willst du reden. Ich gehe raus und sag ihnen, dass sie dich nicht gleich umbringen sollen. Hehehe, ja das tu ich - und wenn ihnen nicht passt, was du sagst, dann kann ich ja immer noch... Hehehe, meine Klinge singt ganze Lieder, die solltest du hören!" lässt sie verlauten, teils zu ihm und teils zu sich selbst gesprochen. Das Adrenalin und der Kampfrausch lassen sie nicht so schnell aus ihrem Wahnsinn schlüpfen, rationales Denken, das über Mord und Totschlag hinausgeht, fällt ihr im Moment schwer. Dennoch glaubt sie, dass es idie bessere Entscheidung ist.

"Ich werde bestimmt keine Anstalten machen, mich jetzt zu bewaffnen, nur um dann auch erschossen zu werden!" protestiert Vikki.
Sie bedauert den Jungen, hat aber keine Ahnung, wie sie ihm helfen soll. Ein wenig Hilflos fügt sie dann an: "Ich will doch gar nichts von euch! Verdammt, der arme Kerl hier stirbt gleich! Kann ihm denn niemand helfen?"
'Was für eine Sauerei!', denkt sie sich und verflucht ihre Pechsträhne: Vom Caravan verlassen, von Raidern überwältigt und jetzt auch noch mitten in einer Schiesserei, nur um vermutlich anderen Raidern in die Fänge zu geraten. Wenn das nicht immer im Gegenteil enden würde, wagte sie beinahe zu behaupten, dass es nicht mehr schlimmer werden konnte.

"Na schön.", kommt es von hinter der Tür zu Vermilion durch. "Dann geh jemanden holen, mit dem ich reden kann..."

"Eine äußerst ironische Situation." muss Gerry zugeben.
"Arzt fragt nach altem Mann. Arzt kriegt eine Tracht Prügel. Freunde von Arzt legen einen Satz bewaffneter Arschlöcher um - aber irgendwie offenbar nicht genug. Arzt kriegt Blei in die Figur - sieht Unbekannten mit MP und stuft ihn als Bedrohung ein. Also schießt Arzt. Nachfolgend kommt Unbekannte und fragt nach medizinischem Beistand. Was soll Arzt nach Meinung der Unbekannten tun? Soll er helfen gehen - in einem noch nicht gesicherten Umfeld?" geht Gerry hinter dem Wrack das Resumée durch. Dann meint er: "Aber wo Sie schon mal da sind: Ziehen Sie den Verwundeten in Deckung, legen Sie ihn flach hin und stoppen Sie die Blutung. Mit Stoff oder sowas. Ich bin der Letzte, der Sie davon abhalten wird. Das hier sollte nicht mehr allzulange dauern - hoffe ich."  
Mehr kann Gerry momentan nicht tun - diese Frau geht ohnehin schon ein ziermliches Risiko ein. In solch einer Situation mit erhobenen Händen rumzurennen ist nicht besonders schlau, wie er findet.

"Mist! Wo ist der Große? Ihm wird doch wohl nichts...", nein, Cathy will gar nicht erst daran denken; ohne Eddy könnte sie sich dieses Ödland gar nicht mehr schön reden. Sie beschließt trotzdem in ihrer Position zu verharren, denn eine Dummheit könnte sie vermutlich gerade das Leben kosten. Die Rothaarige beobachtet den Vorfall mit Flinn, was ihr einen Schauer durch Mark und Bein jagt - sogar Kinder müssen in dieser Welt um Leib und Leben fürchten! Auch wenn der Junge bewaffnet gewesen ist, so hätte man die Situation sicherlich anders lösen können. Durch diese Aktion hat Cathy ihren ganzen Respekt vor Gerry verloren. Als er sich dann weigert seinen Fehler sofort wieder gut zu machen, denkt sie nur: "Arschloch..."
Die Exilantin hat keine Wahl, denn sie kann sich dieses Trauerspiel nicht mehr ansehen. Vorsichtig blickt sie sich um, ob sie momentan in Gefahr sein könnte, falls sie sich aus ihrer Deckung herauswagt. Dann steckt sie ihre Waffe ins Holster. Wenngleich das Risiko sicherlich vorhanden ist, wird sie dennoch zu einem Sprint ansetzen, um zu Flinn zu gelangen und ihn zu untersuchen bzw. zu sehen, ob sie ihm helfen kann.

Cathy krabbelt unter dem Auto hervor und rennt zu dem Jungen herüber. Lange laufen muss sie nicht, da ihr Versteck in unmittelbarer Nähe liegt.

Das Kind macht auf den ersten flüchtigen Blick keinen guten Eindruck und hat bereits viel Blut verloren. Zusammengerollt liegt der Junge im Sand. "Wo ist mein Dad?", hören Cathy und Vikki ihn leise schluchzen. "Dad..."


Für Vikki kommt der Auftritt von Cathy überraschend. Sie hatte die ebenfalls Rothaarige in ihrem nahen Versteck unter einen der Fahrzeuge bisher nicht bemerkt und nun steht sie schon neben ihr…


Cathy beginnt den Jungen zu untersuchen und schnell wird ihr klar, dass er im Sterben liegt. Der Schuss ging direkt durch – es gibt ein kleines Einschussloch im Rücken und ein ungleich größeres vorne am Bauch. Der hohe Blutverlust lässt auf innere Verletzungen schließen. Um überhaupt noch irgendwas zu retten braucht er (neben herkömmlicher medizinischer Versorgung) sofort ein Stimpak, besser zwei – je eines injiziert um Ein- und Austrittsbereich der Kugel, um die Wunde schnellstmöglich zu verschließen und die Produktion von Blutkörperchen anzukurbeln. Selbst das wird ihm keine 100%ige Chance verschaffen, aber ohne diese Maßnahme stirbt er ihr in wenigen Minuten unter den Händen weg.

"Huch! Das ging jetzt aber schnell, danke." lässt Vikki die Rothaarige zu Flinn. Sie scheint eine Ahnung davon zu haben, was zu tun ist. Derweil überlegt sie sich, was ihr der Typ soeben erzählt hat. 'Der soll Arzt sein? Und jetzt kommt diese Frau aus dem Nichts und hilft Flinn. Was sind das für Leute?' Sie zweifelt inzwischen an ihrer Raider-Theorie. Womöglich geht es doch nicht weiter abwärts.

Mit besorgten Blick begibt sich Cathy auf den Boden und untersucht die Verletzung des Jungen. "Es sieht nicht gut aus...", erklärt sie mehr sich selbst, bevor sie sogleich zu ihm meint: "Versuch nicht zu reden." Sie holt ihr Stimpak hervor und kümmert sich zuerst um die größere Wunde am Bauch. Als nächstes wendet sie sich Vikki zu, die sie fast ausgeblendet hat, vor allem da sie ohnehin unbewaffnet ist. "Schau nicht so, hilf mir mal!", befiehlt sie in rauem Tonfall, da gerade keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln ist. Da sie momentan gehandicappt ist, braucht sie die Frau, damit sie Flinn in eine stabile Position bringen kann. Während sie schon mal ihren Erste Hilfe-Koffer herauskramt, ruft sie in Richtung Gerry: "Doc, schwing deinen feigen Arsch hierher, ich hab keine Stimpaks mehr!" Sollte der Kerl verneinen, dann Gnade ihm Gott.

"Vergiss das!" zischt Vermilion sofort zurück. "Du kommst mit! Am Ende haust du mir bloss wieder ab. Nein, beweg deinen Arsch mal da raus. Ich gehe voraus und garantiere für dein Überleben. Vielleicht, heisst das." Sie kichert wieder, die ganze Konversation ist einfach zu komisch. "Hey du kannst mir vertrauen! Wenn ich nicht so unglaublich gütig wäre, würde ich dich jetzt einfach kalt machen. Oh das würde ich tun, ja." Wenigstens hat sie damit definitiv recht.

"Sorry.", kommt es von hinter der Tür zu Vermilion herüber. "Aber ich geb nen dampfenden Gecko-Schiss auf deine Garantie! Wie wär's mit meiner Garantie, dass ich nicht abhaue!? Pass auf: Ich hab hier vier Wände und ein Dach um mich herum, es gibt nur einen Ein- und Ausgang und hier liegt fast das gesamte Gepäck meiner Leute. Pack ne vollautomatische Wumme dazu, genug Munition und ne verdammt gute Sicht auf die Tür und das Ganze klingt verdammt nochmal besser, als mit dir rauszustiefeln, wo ihr mich von allen Seiten fertig machen könnt. Komm rein und ich blas dich um! Kommt einer deiner Freunde rein, dann ich blas ihn um! Geh raus und hol jemanden, mit dem ich anständig verhandeln kann und wir reden! Keine Toten mehr. Das ist mein Angebot."

Sollte sich irgendjemand in Richtung Autowrack umwenden, sieht man den schmalen, schwarzen Hänfling ohnehin schon rüberhumpeln. Mit der Waffe in der rechten Hand hält er das Umfeld im Auge - und mit der linken kramt er schon seine Taschen durch. Und tatsächlich fingert er zwei StimPaks hervor - er hält die beiden Frauen beide entweder für äußerst mutig, oder aber nicht für sonderlich schlau - aber diese rothaarige scheint derbe was an den Kopf bekommen zu haben bei ihrer Kletteraktion - was er auch zum Ausdruck bringt, indem er auf dem Weg zu den dreien lakonisch sagt: "Werte Miß Wellington, ich darf Sie mit Ihrem eigenen Zitat an etwas erinnern: `Naja, schießen oder warten, dass sie verschwinden, dafür wäre ich.´ Und genau das passiert gerade - es wird geschossen - Ich habe versucht mit diesen Leuten zu reden, während SIE gewartet haben. Sie sollten also eigentlich hochzufrieden sein, daß doch noch alles so läuft, wie Sie sich das gewünscht haben, nicht? Oder kann es sein, daß Ihre `Gedächtnishalle´ beim Sturz vom Strommast etwas in Mitleidenschaft gezogen worden ist?"
Er sieht, daß das, was da am Boden liegt, tatsächlich noch ein Kind ist. `Fein gemacht, Alter - kann man mal sehen, wer heutzutage alles mit vollautomatischen Kriegswaffen rumrennen darf!´ denkt sich Gerry, als er näherkommt. Mit dem gleichen neutralen Tonfall schlägt er vor: "Also denke ich, daß es das Beste ist, wenn Sie erst einmal Ihre Prioritäten überdenken. Ich weiß, daß Sie uns alle für hirnlose Wilde halten - aber ich finde, der Grund dafür sollte dann auch bitte stets derselbe sein und sich nicht je nach Großwetterlage ändern. Würde Ihrer Kredibilität als `überlegene Lebensform´ nebenbei auch wesentlich weiterhelfen."

Gerry kommt bei Vicky, Cathy und Flinn an. Er kann sehen, dass es nicht gut um den Jungen steht. Cathy leistet mit ihrem gesunden Arm bereits Erste Hilfe und bittet Vikki dabei zu assistieren. Wenn Gerry medizinisch beistehen will, sollte er sich sputen, denn bei Flinns aktueller Lage ist Eile geboten.

Der Mediziner knallt schmerzhaft auf die Knie, da er das eine Bein nicht mehr richtig belasten kann. Egal - er sieht zu, daß er sich um die Schußwunde im Rücken kümmert. Wenn man schon Murks baut - und sei es auch im `Eifer des Gefechts´  - sollte man zumindest dazu stehen und versuchen, es wieder geradezubiegen. Nachdem Gerry ein weiteres Stimpak verabreicht hat - gibt er das übriggebliebene an den weißledernen Rotschopf weiter: "Ich stehe für meine Fehler gerade - und Ihnen... werde ich sicherlich nichts schuldig bleiben."
Er sieht in den gnadenlos klaren Himmel und meint: "Der Junge wird Wasser brauchen. Nun, dann werde ich mich eben einschränken müssen. Ist das Mindeste, was ich tun kann."
An den Jungen gewandt meint Gerry dann in einen ruhigen Tonfall: "Was passiert ist, ist nachvollziehbarerweise nichts, auf das ich sonderlich stolz sein kann. Komm bitte wieder auf die Beine - und das nächste Mal, wenn die Menschheit sich mit Begeisterung von ihrer schlimmsten Seite präsentiert - zeig´ Dich nicht und bleib´ in Deckung."
Ja, das wäre besser. Er kennt Leute, die sind so beängstigend, die treffen auf diese Entfernung locker Köpfe, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet. So viele StimPaks gibt´s nicht, daß sie da noch weiterhelfen könnten. Und diese Leute würden deswegen nicht eine einzige schlaflose Minute haben. Er sieht sich hier um und fährt fort: "Ich gebe zu, diese Welt ist nicht besonders reizvoll. Aber es ist die einzige, die wir derzeit haben. Also gib bitte nicht auf."

"Hehe, keine Toten mehr... Du bist sowieso schon so gut wie tot, Mann. Mir reicht auch eine einzige Seite um dich fertig zu machen, da brauchst du nicht extra raus zu kommen."
Sie erwägt es seine Behauptung über dan Haufen zu werfen und rein zu gehen, nur um zu zeigen, dass er sie wohl nicht ganz so einfach umblasen wird. Aber sie hat es inzwischen schon zu weit kommen lassen. Nun will sie wissen, was das Schwein denn zu bieten hat.
"Aber scheiss drauf. Ich gehe jetzt - und du wartest. Haust du ab, dann garantiere ich, dass unser nächstes Treffen ganz anders verlaufen wird. Dann bekomm ich meinen Spass - ja, dann spielen wir ein paar ganz lustige Spiele."
Vermilion macht sich unverzüglich auf zur Tür, wo sie Gerry und den Rest sehen sollte.

Der Junge schaut Gerry an, während man sich um ihn kümmert. Statt auf das einzugehen, was der schlaksige Arzt ihm mitzuteilen versucht, antwortet er mit einer Frage: "Wo... wo ist mein Dad?"

Cathy und Gerry tun, was sie für den schwerverletzten Flinn tun können: Sie verabreichen ihm zwei Stims, säubern und verbinden die Wunden und sehen zu, dass der Junge nicht dehydriert. Hin und wieder krümmt er sich, wenn der Schmerz ihn übermannt, und als die Stim-Flüssigkeit in seinen Körper schießt, durchläuft ein Schaudern seinen Leib, doch er wehrt sich nicht, sondern lässt die Verarztung über sich ergehen. Zuletzt liegt er verbunden und versorgt im Sand, die Kleider blutig und das Gesicht weiß wie eine Tapete. Er kann unmöglich aufstehen und wird dies - sofern er den Tag überlebt - in nächster Zeit auch nicht tun können.


Gerry und Cathy hocken mit blutverschmierten Händen neben dem Jungen. Für den Moment haben sie getan, was sie tun können. Plötzlich geht die Tür zum naheliegenden Gebäude auf und Vermilion steckt ihren Kopf hinaus.


Vermilion wendet sich ab und läuft den Flur entlang. Nach einigen Metern erreicht sie den Haupteingang, öffnet die Tür und schaut hinaus. Auf dem Platz, ein Stückchen vom Haus weg, hocken Gerry und Cathy nebst der ihr unbekannten Vikki im Sand. Zwischen ihnen liegt der kleine Junge.

Vikki hilft, wo sie kann. Sobald der Doc jedoch bei ihnen ist, lässt sie ihn die Arbeit erledigen und sammelt ihre MP ein, die nicht weit von ihnen liegt. Diese steckt sie sofort weg, nicht dass sich doch noch jemand bedroht fühlen muss. Sie beschliesst ebenfalls sich nicht in den Streit zwischen den beiden Fremden einzumischen und bleibt erstmals still. Offensichtlich waren diese Leute keine Raider, diese würden sich kaum um den Jungen kümmern. Erstmals beruhigt, versucht sie also einen Überblick darüber zu bekommen, was hier los war.

Den Kopf schiefgelegt mustert Gerry den Jungen. Dann sieht er zu der fremden Frau und fragt: "Sie wissen nicht zufällig, wie sein Vater aussieht? Wir hatten heute schon mit mehreren... `Herren´ das stellenweise mehr als zweifelhafte Vergnügen..."
Immerhin stellt der Junge solche Fragen - was ein besseres Zeichen ist, als Gerry zu hoffen gewagt hat. Aber der schwarzlederne Arzt hat nun Gewissheit - er kann sehr akkurat schießen. Die Frage ist nun, ob das gut oder eher schlecht ist. Nun, das kommt wahrscheinlich wie immer auf die jeweilige Situation an; die Unbekannte genau musternd kommt er zum Schluß, daß diese Person sehr mit Vorsicht zu genießen sei.
Zugegeben, die bisher bedauerlicherweise eher durch Inkonsequenz und suizidale Tendenzen glänzende Miss Wellington ist auch eine sehr attraktive Vertreterin aus der Reihe der X-Chromo-Hominiden - aber Gerry ist sich sicher, daß ihre reichlich exzentrische Art darauf schließen lässt, daß sie aus einem völlig anderen Umfeld kommt - höchstwahrscheinlich aus irgend einer Art von Habitat. Aber diese Frau hier...
Wer in diesem Umfeld lebt und so aussieht, ist entweder äußerst gut darin, mit Schwierigkeiten fertigzuwerden - oder er/sie/es kennt jemanden, der bei Bedarf damit betraut werden kann. Was meistens auf große Typen mit schlechten Manieren und dicken Kanonen herausläuft. Wahlweise gäbe es sicher auch dicke Typen mit großen Kanonen - schlechte Manieren dürften aber eine äußerst beunruhigende Konstante bleiben. Und wie es der Teufel will: Eine dicke Kanone hat sie ja bereits wieder.
Gerry würde also besser mal ganz genau auf ihre Manieren achten.

Anscheinend war hier draussen auch noch einiges los. Vermilion zielt sofort mit einer Pistole auf die fremde Frau und die andere hält sie auf den Jungen gerichtet, als sie sich zur Gruppe gesellt.
"Hey Doc, was ist hier los?" fragt sie Gerry, sichtlich misstrauisch den Fremden gegenüber.
"Ich brauche mal eben Hilfe, da drin sitzt ein Typ der verhandeln will. Und wo ist eigentlich Carol, wenn man sie braucht?", fügt sie dann noch an.

`Scheißgute Frage - würde Evil Ernie auch interessieren.´ denkt sich Gerry, als er sich zu Vermillion umdreht - da sind sie wieder, das dynamische Duo, einer schwärzer als der andere...
"Verhandlungen? Ganz erstaunlich - was hat der Mann getan, daß Du verhandeln willst?" fragt Gerry höflich zurück.

"Ich... keine Ahnung." erwiedert sie, sichtlich verwirrt. "Ich wollte ihn ja erschiessen, aber... Verdammt! Hätte ich ihn denn doch einfach umbringen sollen? Ihr seid doch immer die, die reden für eine gute Lösung halten?" Tatsächlich hat sie sich zum ersten Mal mit der Gruppe identifiziert und so gehandelt, wie es ihre Gruppe für richtig halten würde. Zumindest dachte sie dies.

Gerry sieht sie immer noch an. Dann meint er: "Oh, frag´ am besten Miss Wellington. Denn um ehrlich zu sein, bin ich gerade genau so überfragt wie Du."
Er zeigt auf die rotmähnige Frau in der weißen Lederkleidung - und grinst: "Ich durfte mir von ihr nämlich gerade Vorwürfe machen lassen, weil ich rein aus Reflex genau das getan habe, was sie noch vor 12 Minuten vehement befürwortet hat. Na, wenn DAS nicht konstruktiv ist!"
Dann aber steht Gerry etwas unsicher auf und sieht sich interessiert um: "Hier kann ich gerade ohnehin nichts mehr tun - außer meinen Krams da hinten aufsammeln. Nun gut - wo ist denn unser `Parlamentär´? Möglicherweise ist es ja sogar der Vater dieses Jungen hier - dann hätten wir zur Abwechselung schon mal etwas NICHT verkehrt gemacht..."

Und schon wieder steht Vikki im Visier. Die komische Frau, die vorhin wie eine Wilde auf sie zurannte, ist jetzt aus dem Gebäude gekommen und hält ihr ohne Umschweife den Lauf einer Pistole entgegen. Sonst scheint sie aber nicht interessiert an ihr zu sein, weshalb Vikki beschliesst, weiterhin nichts zu tun. Warscheinlich war sie die Freundin des Arztes, immerhin passten die beiden rein optisch sehr zueinander. Wobei sie mit ihrem künstlichen Lächeln wesentlich gruseliger wirkte, als der wuschelige, eher filigrane Doc.
Dass einer der Kerle kapitulierte und jetzt lieber reden will, erstaunt sie nicht gross. Solange man kann, den grossen markieren - und sobald man alleine da steht, wird der Schwanz eingezogen.

Cathy ignoriert einfach Gerrys Gefasel, und denkt sich nur, ob man dieses nicht einfach abstellen könnte - eine Kugel würde vielleicht Abhilfe schaffen. Sie ist dann einfach nur froh, dass der Doc dem Jungen geholfen hat. Kurz spielt sie mit dem Gedanken, sein Stimpak abzulehnen, denn eigentlich wären sie jetzt quitt - schließlich hat er ihr nach ihrem Absturz wohl auch geholfen - doch dann realisiert sie wieder, in welcher Lage sie sich hier befindet und nimmt es kommentarlos an. Wenigstens ist damit ein wenig ihre Wut gewichen, welche sie Gerry gegenüber die letzten Minuten empfunden hat. Als dieser dann mit seinen Worten fortfährt, sieht der Rotschopf die andere Seite des Docs. Offenbar erinnert er sich wieder an seinen hypokratischen Eid, falls es hier im Ödland so etwas überhaupt geben sollte. Zum Schluss presst sie nur noch ein "Danke..." heraus, während sie sich weiter um Flinn kümmert.

Nachdem Vermilion die Szenerie betritt, wird die Exilantin erneut auf die Palme gebracht. Eigentlich hat sie Angst vor diesem schaurigen Mädchen, doch momentan ist sie so gestresst, dass hier gerade jeder das Ziel sein könnte. "Pack deine verdammten Knarren weg, oder siehst du hier irgendwie Gefahr?", faucht sie deshalb sogleich los. Gerrys Seitenhieb ignoriert sie gekonnt und versucht weiterhin Ruhe zu bewahren, momentan ist ihr der Junge am wichtigsten. Jedoch bereitet ihr eine Sache zusätzlich noch Sorgen: nämlich, wo ist Eddy abgeblieben?

`Möglicherweise hängt es mit der Menstruation zusammen. Dennoch schön, daß jetzt mal wer Anders der Arsch ist.´ denkt sich Gerry und beschließt, mal einfach nichts dazu zu sagen. So, wie er Vermillion kennt, wird sie keinerlei Probleme damit haben, Miss Wellington über den sozialen Aspekt des Newton´schen Gesetzes aufzuklären. Und möglicherweise ist ihre übliche Schocktherapie sogar erfolgsversprechender als seine, die eher auf Logik und Psychologie basiert.

Schulterzuckend lässt Vermilion den Doc reden. Sie kapiert nicht, wo das Problem genau liegt. Aber sie ist es sich gewohnt, stets weniger Probleme als alle anderen zu haben. Was sie nicht weiss, ist, dass dies vermutlich an der fehlenden Moral und dem mangelnden Einfühlsvermögen liegt.
Doch Cathy zeigt ihr selbst gleich, was Gerry meinte. Ganz ruhig schwenkt die Pistole, die eben noch auf den Jungen zeigte, auf Cathys Kopf.
"Also ich sehe hier gleich zwei rothaarige, bissige Hunde. Und beiden würde ich keinen Scheiss anvertrauen." faucht sie nicht minder bissig zurück. "Bevor du hier grosse Töne spuckst, machst du dich besser mal nützlich. Auch wenn die Aktion mit dem Masten ganz cool war, hat sie uns nichts als Zeit und Verbandsmaterial gekostet, während meine verdammten Knarren ein riesiges, haariges, mutiertes Riesenvieh und zwei dieser Wichser hier erledigt haben. Das nächste Mal kannst du dich aber gerne ganz ohne meine Knarren aus der Scheisse ziehen. Komm, wir gehen." steckt sie eine Pistole ein und schnappt sich Gerrys Arm, um mit ihm ins Gebäude zu gehen. So langsam kehrt das rationale Denken wieder zurück.

Als Vermilion anfängt Cathy zu bedrohen, legt jene instinktiv ihre noch heile Hand auf den Griff ihrer Pistole, ohne diese jedoch zu ziehen, da sie sich gerade in der schlechteren Position befindet. In diesem Ödland sollte sie eigentlich nichts mehr schocken, doch das Adrenalin schießt ihr trotzdem durch die Venen, während sie in den beeindruckenden Lauf der Pistole blickt. Auch weil sie nicht genau weiß, ob sich das verrückte Mädchen tatsächlich traut abzudrücken - denn in ihren Augen ist sie unberechenbar und zu allem fähig.
Letztendlich beschließt sie nichts zu sagen, aber auch nicht zurückzuweichen. Nichtsdestotrotz beben ihre Lippen vor Anspannung. Solange sie nicht weiß, wo sich Eddy befindet, fühlt sie sich mit dem Rücken zur Wand gedrängt; wer außer er, könnte sie schon beschützen? Nachdem Vermilion mit Schimpfen fertig ist und endlich geht, atmet sie tief aus und stützt sich mit der Hand auf dem Boden ab. Die Rothaarige denkt sich noch, dass sie wohl froh wäre, wenn es diese kleine Bitch irgendwann mal erwischen würde, gegebenenfalls würde sie eben nachhelfen: ein Problem weniger.

Jetzt kümmert sich Cathy allerdings erstmal um andere Dinge. Sie sieht sich zuerst um, ob es hier so etwas wie ein Bett, eine Couch oder Ähnliches gibt. Dann fällt ihr Blick auf Vikki. "Ähm, du? Kannst du mir mal bitte helfen den Jungen vom Boden wegzuschaffen. Aber vorsichtig, er sollte am besten so wenig wie möglich bewegt werden." Nebenbei achtet sie darauf, ob Flinn nicht schon das Bewusstsein verloren hat, denn das wäre schlecht.

Da Carol so bald nicht fündig wird, schaut sie nach ob alles frei ist und klettert dann den gleichen Weg zurück auf den Boden. Langsam marschiert sie auf die Gruppe zu, deren Spektakel sie eher beiläufig durch das Fernrohr mitbekommen hat.

Irgendwie ist das lustig und niedlich - als hätte Vermillion Angst, daß Gerry sich bei der schizophren angehauchten Miss Wellington eine virulente Geisteskrankheit einfangen könnte. Also lässt er sich einfach mal mitziehen. Mal sehen, was nun wieder für eine obskure Szene ansteht...
"Wer passt auf den besagten Parlamentär eigentlich auf?" fragt er beiläufig.

"Er selbst. Ich kann ja nicht überall sein." meint sie ganz einfach und bringt Gerry zur Tür. "Nicht reingehen." flüstert sie ihm zu und kichert. "Er will uns sonst umpusten.. so ein Spinner.", kichert sie weiter und hält die freie Hands vor den Mund. Offensichtlich fand sie das witzig. "Hey, ich bin wieder da!" verkündet sie dann in lautem Ton. Nun würde sich herausstellen, ob der Penner nicht doch log und bereits abgehauen war.