Fallout: Texas - Kapitel 2

"Die braucht doch keiner.", meldet sich Vermilion von ihrer Position abseits des Feuers.
"Kannst sonst auch mich fragen, wenn du selbst keine Stelle zum scheissen findest.", interpretiert sie Gerrys Verschwinden etwas falsch.

"Das ist nicht das Problem - ich habe die Vermutung, daß sich unter diesem grünen Kunstrasending im Arbeitszimmer etwas verbirgt..." meint Gerry.

"Gut, damit kann ich etwas anfangen." antwortet Vikki Carol. Also ist diese Bande doch mehr als eine Gruppe von 'Boten'. Söldner triffts vermutlich schon viel besser. Sie nimmt ihre MP aus einer grossen Innentasche ihres Veston und streicht über den Lauf. "Hmm, dieses Baby und ich haben eine ganz gute Beziehung zueinander." beantwortet sie dann noch Carols Frage.
Sie überlegt zudem, ob sie nicht irgendwelche Hinweise zu dieser 'Problem-Bande' beisteuern kann, immerhin weiss sie jetzt, wo genau sie sind, und Johnson City ist ihr ja auch nicht neu.

"Ich komme mit, vielleicht kann ich helfen. Natürlich nur wenn ihr nichts dagegen habt?" fragt sie nach, da sie sich nicht aufspielen will, besonders nicht vor Vermilion. Wer weiss wozu diese Frau in der Lage ist.

"Ich kann nur für mich sprechen - aber ich habe nichts gegen mehr Gesellschaft einzuwenden." erwidert Gerry. Natürlich steckt auch simple Mathematik dahinter - aber das trifft´s nicht ganz. Da er in etwa weiß, wen oder was er da vor sich hat ist es immer gut zu wissen, daß man auf derselben Seite steht. Zudem hat diese Frau bisher noch nichts getan, das sie ihm... nunja, etwa unsympathisch oder gar unberechenbar erscheinen lassen würde.

Vikki kann nichts über die unbekannte Gruppierung beisteuern. Die Infos, die Carol bisher herausgerückt hat, sind auch eher vage und allgemein. Für gewöhnlich ist Johnson City sowie das Ödland in dessen unmittelbarer Nähe ein vergleichsweise ruhiger Flecken Erde, was zu großen Teilen den in der Stadt stationierten Rangern zuzuschreiben ist. Marodierende Banden, gefährliche Kreaturen und andere 'Problemfälle' werden nach Auftauchen konsequent aus der Welt geschafft. Dass sich dieser Zustand geändert haben soll, ist dem Rotschopf neu...

Nach dem Essen sitzt Cathy still bei den anderen und redet nichts. Ihre Gedanken zu der ganzen Situation behält sie wie immer lieber für sich. Zwischendurch hat sie einen Blick auf den Jungen geworfen, ob es ihm gut geht, aber auch Gerry scheint sich anständig um ihn zu kümmern, was sie zumindest ein wenig beruhigt - heute sind schließlich schon genug Menschen gestorben. Zwar hätte sie einen Leuchtstab für den Arzt, doch hält sie den ganzen Aufwand für sinnlos, da man dies genauso gut am Tag überprüfen könnte, und so lange werden sie hier sicherlich noch sein. Trotzdem ist ihr wegen den Flüchtlingen mulmig, denn wer weiß ob diese nicht vielleicht morgen zurückkehren - mit Verstärkung. "Wann begraben wir eigentlich John... und Eddy?", meint der Rotschopf schlussendlich irgendwann fast schon zu sich selbst, da sie scheinbar damit niemanden direkt anspricht.

"Macht was ihr wollt, ich werde hier niemandem was verbieten. Stell dir vor, wenn ich so einen Haufen führen müsste... Da würde ich wohl verrückt werden." Soll Vikki doch mitkommen, solange sie in Reichweite steckt, weiss Vermilion zumindest, dass die zweite Rothaarige nichts dümmeres macht. Denn ihr traut sie irgendwie mehr Dummheiten zu, als Cathy.
Also macht sich Vermilion auf in den Schlafraum der Raider zu gehen.

"Ja, das wäre riskant." stimmt Gerry seiner `Schwester´ zu. Dann wendet er sich wieder an die Besitzerin der Maschinenpistole: "Na, wie Sie sehen - alles kein Problem. Abgesehen davon: Sieht man sich die möglichen... `Alternativen´ so an, ist unsere Gesellschaft wohl die beste Wahl weit und breit."

"Auf jeden Fall besser, als meine vorherige Gesellschaft, das stimmt." Sie nickt und folgt den beiden komischen Gestalten in den Raum, wo der Rasenteppich liegt. Irgendwie interessiert sie die ganze Story inzwischen doch. Probleme rund um Johnson City sind jedenfalls nicht normal, besonders solche, die die Ranger nicht selber erledigen könnten. Das stinkt doch bis zum Himmel!
"Was genau ist denn in Johnson City passiert? Li erwähnte nur eine Gruppierung, die Probleme bereitet."

"Nun - der ansässige Arzt wurde nach einer seiner Exkursionen im Outback gefunden - filetiert." erklärt Gerry.
"Mit den hiesigen Gepflogenheiten kenne ich mich nicht so aus, aber es heißt, daß das eine Art `Visitenkarte´ von bösen Jungz sein könnte. Und nun versuchen wir zu anderen, nicht ganz so bösen Jungz Kontakt aufzunehmen - um dann zu beratschlagen, was da dran ist - und was man tun könnte. Soweit habe ich das mitbekommen." fährt er fort. Den Zusammenhang mit Miss Cat, dem gewissen Aufnäher und anderen Details behält er vorerst mal für sich.

"Und was für nicht so böse Typen sollen das sein? Und warum gleich so ein Aufruhr, wenn es nur einen Arzt erwischt hat? Ehm... Einen einzelnen Typen, meine ich, nicht dass ich etwas gegen deine Berufung hätte." Sie gähnt ausgiebig. So langsam sollte sie an ein wenig Schlaf denken, wobei ihr die vielen Fragen im Moment wohl keine Ruhe lassen werden.

"Werteste, auch wenn es Ihnen entgangen sein mag: `Nur ein Arzt´ ist auch ein Mensch. Welche Art Mensch wäre Ihrer Meinung nach denn besonders erwähnenswert? Und dieser Arzt war bekannt in dieser Stadt. Also machen sich die Leute Sorgen. Auch, wenn ich nicht alle Details kenne - selbst mir leuchten die Implikationen ein, die sich dadurch aufdrängen - sieht man mal von der glücklicherweise weitestgehend intakten Sozialstruktur dieser Stadt ab." erklärt Gerry in seinem sachlichen Tonfall. Dennoch verfestigt sich seine Vermutung. Mit Vorsicht zu genießen - und mit gesundem Abstand - egal wie toll sie aussehen mag.

"Ein Caravan wurde überfallen und geplündert, praktisch direkt vor ihrer Haustür. Das hat sie wohl am meisten angepisst." erklärt Vermilion ausdruckslos den anderen Teil der Geschichte.
"Aber wenn es einer von denen speziell auf Ärzte abgesehen hat, dann hat er ein Problem. Meinen Doc kriegt niemand. Der letzte ders versucht hat liegt hier irgendwo im Dreck."

Gut, daß die momentanen Lichtverhältnisse recht bescheiden sind - so kann hoffentlich niemand sehen, daß Gerry gerade knallrot wird. So zündet er sich erst mal eine Zigarette an. Natürlich ist er froh, Vermillion um sich rum zu wissen - und wenn es nach ihm geht, kann das auch noch sehr lange so bleiben. Es würde ihm allerdings schwerfallen, das in simple Worte zu fassen - so kommen dann seine ernstgemeinten, aber manchmal recht verqueren Komplimente zustande.

"Wie gesagt, das war eine dumme Ausdrucksweise, tut mir leid. Ist einfach nur so, dass wegen einem einzelnen Mord meistens nicht gleich Leute zur Ermittlung losgeschickt werden, wenn das Gebiet von den Rangern kontrolliert wird. Ob das Opfer nun Arzt ist, oder nicht."
Als Vermilion mit dem Caravan auspackt staunt sie dann aber nicht schlecht.
"Ich kann nur noch einmal betonen, dass ich keinerlei Groll gegen Ärtze hege. Meine Hochachtung vor diesem Beruf! Aber meine Güte, ein ganzer Caravan? Da wird mir nun einiges klar."
Ein herber Schlag für die Ranger - in ihrem Gebiet wird ein Caravan überfallen! Und dafür braucht es definitiv mehrere Leute, bei so vielen Söldnern, wie die immer mit sich schleppen. Umso schlimmer, sind die bisher niemandem aufgefallen.

Nach dem Essen zündet sich Carol eine Zigarette ein. Die Truppe hat es wohl besonders eilig dieses Rätsel zu lösen. Dabei haben sie morgen immer noch massig Zeit. Vikkis Ansage quittiert sie mit einem kurzen Lächeln. Auch sie findet noch keinen Grund dafür, sie jetzt einfach in der Pampa stehen zu lassen. Wenn sie mit einer Kanone umgehen kann, umso besser. Als sich die Unterhaltung wieder auf Johnson City zurückdreht, fügt sie nach einer Weile noch etwas hinzu.

"Der Doc hatte ne Botschaft bei sich. Er wäre nicht der Letzte der sterben muss. Diese Gruppe macht der Stadt also Stress, bedroht sie...warum, weiß keiner. Nennen sich...uh...Reiter der Herolde...Oder Herolde der Reiter? Irgendwas Staubtrockenes jedenfalls. Wenn du irgendwo in unserer Nähe fremde Gesichter siehst, sag uns direkt Bescheid. Schätze, die werden nicht lange fackeln. Öh...Die Dogs...also die Söldnergruppe ist darin verschrickt. Den Haufen haste wahrscheinlich schon mal irgendwo gesehen. Sobald wir die Infos von unserem Kontaktmann haben, müssen wir die Wheeler aufsuchen - Raider auf Rädern, wird auch noch spaßig. Hoffe, das gibt nicht noch mehr Ärger...huh."

Die Söldnerin stößt eine kleine Rauchwolke aus.

"Den Ostereierquatsch machen wir aber jetzt morgen. Der Spind läuft auch noch nicht weg. Wir werden hier ein paar Tage campieren müssen, nehmt euch also nicht gleich die ganze Spannung weg. " Bemerkt sie noch ironisch, ehe sie dazu übergeht die Wachen für die Nacht einzuteilen. Da es hier kackenduster ist, beschließt sie Vermillion eine Ecke länger patroillieren zu lassen. Sie kann ja morgen vormittag pennen. Solange der Punkt keine Proteste hervorbringt, teilt sie den Rest ein. Was die Leichen von John und Eddy angeht...Beschließt sie, die beiden erst einmal außer Sicht zu transportieren und sich morgen um den Rest zu kümmern. Solange sie keine Raubtiere anlocken, ist ihr der Rest verhältnismäßig egal. Jetzt noch die halbe Nacht herumzuschaufeln, das tut sie sich nicht mehr an...

Die Leichen von Eddy und John werden ins andere Gebäude geschleppt, wo sie keinen der Lebenden stören, aber auch nicht mehr im Dreck liegen müssen. Der späte Abend verstreicht und die meisten legen sich bald schlafen. Vermilion erklärt sich bereit, die erste Wache zu übernehmen. Sie klettert auf das Dach der Nachtunterkunft, um von dort einen besseren Blick auf alles zu haben.

Das große Feuer vor dem Haus flammt noch einige Stunden unbeaufsichtigt vor sich hin, bevor es schlussendlich alle 'Nahrung' verzehrt hat und danach langsam erstirbt. Ab diesem Zeitpunkt herrscht überall nur noch dunkle Nacht. Der Mond ist nur ein silberner Streifen und wie auch die Sterne unter einer dichten Wolkendecke verborgen. Unsichtbare Grillen zirpen aus Richtung der hohen Gräser ein beruhigendes Lied.

Als das Feuer schon lange aus ist, bemerkt Vermilion sofort als es passiert, dass die Grillen mit einem Mal verstummen. Aufmerksam sieht sie sich um und ihr Blick bleibt auf den hohen Gräsern im Norden haften, aus denen die Gruppe am Tag zuvor gekommen war. Sie erkennt wie das Gras sich bewegt, nicht nur an einer Stelle, sondern an mehreren. Kampfbereit positioniert sie sich, um im Notfall sofort reagieren zu können, doch niemand verlässt den Schutz der Deckung. Kurz scheint der Mond durch einen Riss im Wolkenfeld hindurch und als er wieder verdeckt wird, erkennt Vermilion die Reflektion zweier Augen, die noch lange nach dem Verschwinden des Lichts auflodern und erst dann erlöschen, als sich das Gesicht in eine andere Richtung wendet. Ein Tier - oder nein - mehrere Tiere! So viel kann aus den vielen Bewegungen im Gras geschlussfolgert werden. Der unheimliche Moment verstreicht so, wie er gekommen ist. Die Bewegungen im Gras flachen bald ab und plötzlich setzt auch das Lied der Grillen wieder ein.

Der Rest der Nacht verstreicht ohne weitere Vorkommnisse. Trotz vorgezogenem Schlaf muss auch Vermilion zumindest ein paar wenige Stunden ruhen, doch ob sie jemanden weckt oder einfach bei ihrer Arbeit einschläft ist von keinem Belang mehr. Schlussendlich erhebt sich die Sonne in Rot und Orange am östlichen Horizont und taucht das gefährliche Ödland für eine Weile in feurig warme Farben. Nachdem jeder erwacht ist und kurz eine erste Mahlzeit zu sich genommen hat, gilt es den vor sich liegenden Tag auszufüllen...

"Heute Nacht waren ein paar Mistviecher zu besuch, ein ganzes Rudel. Sind durch das Gras geschlichen und dann wieder abgehauen. Wir sollten wachsam bleiben, oder in der nächsten Nacht mal eine kleine Jagd versuchen, die sind bestimmt essbar." erzählt Vermilion beim essen den anderen.

Gerry erwischt sich beim Grinsen. Nicht mal `einmalig´ würde ausreichen, um seine Begleitung umfassend zu beschreiben. Bevor es allerdings zu viel zum Grinsen gibt - geht er erst mal nach dem Jungen sehen...

Der Junge liegt an seinem Schlafplatz, aber er ist wach. Als Gerry den Raum betritt, schaut er auf. Flinn ist blass, wirkt aber gefasster und mehr 'bei sich' als noch am Tag zuvor. "Er ist tot oder?", fragt er sofort, als Gerry sich zu ihm gesellt. "Sonst wäre er schon längst gekommen. Ihr hab ihn getötet!"

"Ich gebe zu, daß ich Dich fast getötet hätte - worauf ich auch nicht gerade stolz bin. Wer nun wen genau da draußen getötet hat - darauf kann ich leider keine Antwort geben, da ich ein leidenschaftlicher Feigling bin - und mich daher gerne irgendwohin verkrümele, wo mich hoffentlich keiner zu sehen bekommt." erwidert Gerry. Dann fügt er hinzu: "Falls es jedoch der... `Gentleman´ war, der auf eine simple Frage mit einem Faustschlag geantwortet hat, wodurch das alles überhaupt erst angefangen hat, muss ich ehrlich sagen, daß sich mein Mitleid in sehr überschaubaren Grenzen hält."
Er überlegt: "Allem Anschein nach sind zwei Leute lieber verduftet - sollte Dein Vater da mit bei sein - ist das... eine Situation, die ich nicht einzuschätzen wage."

"Mein Vater würde nicht ohne mich gehen!", antwortet Flinn überzeugt und blickt Gerry böse an. Dann wendet er sich ab und betrachtet die karge Wand. "Was passiert jetzt mit mir?", fragt er tonlos nach einer kurzen Pause. Gerry sieht von hinten, wie er sich mit der Hand über Nase und Gesicht fährt.

"Darauf kann ich auch keine Antwort geben - ich leite unseren kleinen Club nicht - ich bin Arzt. Oh ja - was ist eigentlich mit dieser rothaarigen Frau? Die war doch gleich noch mal eure Gefangene, weil... ?" fragt Gerry nach. Interessieren würde ihn das schon, wo sie schon mal gerade so gemütlich beisammen waren.

Flinn gibt zunächst keine Antwort. Noch immer die Wand anstarrend meint er schießlich grimmig: "Darauf kann ich keine Antwort geben - ich bin nur ein Kind."

"Das stimmt." muss Gerry lächeln. Dann resümiert er weiter: "Nun - wie Dein Vater genau zu Dir war, kann ich nicht beurteilen. Offenbar war er ein recht guter Vater. Allerdings... da er und seine Freunde recht schnell und gerne mit Waffen und Fäusten zur Tat schritten - war es nur eine Frage der Zeit, daß sie mal Leuten begegneten, die ebenso gerne auf diese Art reagieren - nur eben etwas effektiver."
Er geht wieder aus dem Raum und meint: "Da es Dir erfreulicherweise wieder gut zu gehen scheint - hast Du den Luxus, diese Vorgehensweise gründlich zu überdenken - und eventuell gegen eine auszutauschen, die allgemeinverträglicher ist. Was geschehen ist, ist geschehen. Rache bringt niemanden zurück - höchstens werden dann wieder andere auf Dich sauer sein, weil Du dann eventuell jemanden getötet hast, den sie ihrerseits sehr schätzten. Vergangenheit ist unveränderlich - die Zukunft jedoch nicht. Ich würde versuchen, diesen Umstand zu nutzen."

Flinn gibt keine Antwort, sondern starrt nur weiter die Wand an.

Nach dem essen bändigt Vikki erstmals ihr Haar, das nach den ganzen Strapazen ein wenig wild aussieht. Nicht etwa aus Eitel, sondern weil es ihr sonst ins Gesicht gerät, was äusserst nervig sein kann. Sie bedauert gerade, keinen Kamm dabei zu haben, aber wenn man die Umstände betrachtet, dann reduziert sich ihr Unmut wohl auf reine Luxusprobleme und sie beginnt über diese Erkenntnis zu lächeln. Froh noch am Leben zu sein, geht sie also nach einem kurzen Moment Gerry hinterher. 'Mistviecher' fallen nicht in ihren Wissensbereich, beim lösen des Rätsels könnte sie vielleicht aber helfen.

Vikki erinnert sich, dass Gerry am Vorabend sagte, er würde etwas unter dem Kunstrasen-Teppich vermuten. Soweit sie mitbekommen hat, kam bisher noch niemand dazu, diese Theorie nachzuprüfen. Da die Sonne inzwischen aufgegangen ist, sind die Räumlichkeiten dezent erhellt. Das Nebenzimmer mit dem Rasenteppich hat zwar keine Fenster und liegt im düsteren Zwielicht, doch man kann genug sehen, um sich auch ohne zusätzliches Licht zurechtzufinden.

"Hallo? Ehm.. Gerry?" fragt sie vor dem Raum mal nach, ob der Arzt auch drin ist. Ein wenig Höflichkeit dürfte bei ihm nicht schaden.

Nach der Morgenroutine hört Carol interessanterweise etwas von einem Rudel. Ein Rudel was?

"Welche Art und wo sind sie hin?" Hakt sie gleich genauer bei Vermillion nach und will zumindest eine vage Ahnung haben wohin sie für neue Vorräte ziehen müssten. Vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee, die Toten noch ein wenig liegen zu lassen? zwar makabar, aber solange es Wild auf ihren Teller lockt...

In der gleichen Sekunde als Vikki nach Gerry fragen will, tritt dieser auch schon aus dem Nebenraum heraus und überrascht sie damit. Da er mit umgewandten Kopf noch zu Flinn spricht, läuft er quasi direkt in sie hinein und berührt in seiner Vorwärtsbewegung Vikkis üppigen Vorbau, bevor er letztendlich zum Stehen kommt. Die beiden stehen sich jetzt unmittelbar gegenüber.


Vermilion hat weder eine Ahnung noch vage Vermutung, was sich da im Gras herumgetrieben hat, allerdings - sie versteht selbst nicht warum - kommen ihr urplötzlich Zweifel, ob eine Jagd bzw. ein bewusstes Anlocken dieser Viecher besonders klug wäre. Sie glaubt in ihrer Erinnerung fast, die leuchtenden Augen hätten in ihre Richtung gestarrt und sie... gesehen.

Nachdem Vikki die erste Erstaunung überwunden hat, grinst sie neckisch. "Da will mir jemand aber ganz schön schnell näher kommen, wie?" Sie macht einen kleinen Schritt zurück, um die komische Situation für beide Seiten etwas angenehmer zu machen.

Knallrot, wie der Teil des Gesichts ist, den man gerade noch sehen kann, ist dem androgynen Mediziner diese Situation bestimmt alles Mögliche - aber angenehm sähe bestimmt anders aus. Er räuspert sich: "Der Junge ist wieder wohlauf - aber natürlich etwas verstimmt, weil er nun höchstwahrscheinlich keinen Vater mehr hat. Die Frage, warum Sie die Gefangene dieser Leute waren, konnte er auch nicht beantworten."

"Gut zu hören, aber schade um seinen Vater. Wobei dieser selbst Schuld daran trägt. Ihr Beweggrund ist ja wohl klar: die wollten mich verkaufen. Etwas anderes kann ich mir im Moment nicht erklären.", flüstert sie, Flinn musste das nicht alles mithören. Sie ballt die Hände, als sie sich daran erinnert, schon einmal beinahe in diese Situation gelangt zu sein. Wäre sie damals nicht rechtzeitig abgehauen... Sie will gar nicht daran denken und lenkt das Thema in eine andere Richtung.
"Wir sollten uns diesen Teppich jetzt mal ansehen."

"Keine Ahnung, ich habe durch das Gras nur leuchtende Augen gesehen - und die mich auch. Sind dann wieder dahinter verschwunden." Sie schlägt ihren Mantel auf und zieht ihre Bluse etwas nach oben, so dass man den vernarbten Gebissabruck des Yaoguai in ihrer Flanke sehen kann.
"Wenn ich mir das recht überlege, dann kann ich auf eine weitere Begegnung mit Raubtieren verzichten. Ich habe zwar keine Angst, aber irgendwie das Gefühl, dass wir sie besser in Ruhe lassen sollten."

Carol wirft einen kurzen Blick auf die deutlich sichtbare Bissspur und nickt abschätzig. Also doch kein Wild das sie jagen sollten. Schade...

"Wenn du meinst. Dann sollten wir die Leichen wohl möglichst weit weg schaffen, damit der Flugplatz frei von Viehzeug bleibt. Am Besten morgens noch, sonst wird das nur unnötig anstrengend...bah." Sonderlich viel Lust darauf hat sie ja nicht. Hätten sie nicht etwas weiter außerhalb ins Gras beißen können...

"Sollen wir uns eben darum kümmern? Glaub ne Schaufel hatte keiner im Gepäck, von daher fällt ein Begräbnis eh flach." Die Söldnerin überlegt noch eben wohin sie ihre verblichenen Kameraden an Besten hinschleppen könnten. Sie hat wenig Lust nachts von irgendwelchen Rudeln angegriffen zu werden. Und selbst wenn sie einen robusten Magen hat - halb angekaute Leichen müssen auch bei ihr nicht sein.

Carol überlegt, doch viele Möglichkeiten erschließen sich ihr auf den erstern Blick nicht.

Die Leichen sollten zumindest nicht im gleichen Gebäude liegen wie die Gruppe - zum einen wegen dem unausweichlichen Gestank, zum anderen falls dadurch tatsächlich Tiere angelockt werden. Eines der Gebäude als Leichenhalle zu benutzen schafft eine Trennung. Falls hier Tiere angelockt werden, würden sie sich wohl zumindest nicht direkt auf den Standort der Gruppe konzentrieren. Durch ruhiges Verhalten in der Nacht und mit einer gescheiten Wache auf Posten ließe sich das vermutlich durchziehen. In der ersten Nacht hat es schließlich auch funktioniert... Die dritte Variante ist, die Leichen so weit wie möglich ins Ödland herauszuschleppen und vernab vom Flugplatz vergammeln zu lassen. Von allen Varianten die meiste Arbeit, mit dem vermutlich sichersten Ergebnis - sieht man von einem Begräbnis ab, das durch den harten Boden und das Fehlen von Werkzeig eine zeit- und kräfteraubende Tortur werden würde.

Möglicherweise gibt es noch andere Wege, doch spontan fällt ihr nicht mehr zu dem Thema ein...

"Es bleibt uns ja echt keine Wahl. Ich helfe, aber nur, wenn du Eddy übernimmst!" spottet sie. Den Hühnen müssen sie wohl zwangsläufig zu zweit tragen, doch vermutlich geht es so eh bei jeder Leiche erheblich leichter. Warum haben sie die Schubkarre auch im Ödland lassen müssen?
"Wie wäre es die Toten gleich im Gras zu entsorgen? Dort sind die Viecher ja hergekommen. Und bei Gelegenheit finden wir vielleicht etwas interessantes. Spuren oder so."

"Alternativ könnten wir uns noch ne Leichenhalle basteln. Abgesucht ist eh schon alles und an unserem Schlafplatz müssen wir denk ich nichts mehr ändern." Aus den Augen, aus dem Sinn...Klingt nicht so verkehrt, zumal sie sich nur schwer dazu aufraffen kann gleich mehrere Leichen mehrere Hundert Meter weit hinauszuschleppen. Selbst zu zweit wird das ganz schön nervig. Vermillion bringt sie allerdings gleich noch auf einen anderen Gedanken. Das Gras...Richtig, sie sollten sich wohl keine Wege zubauen. Immerhin haben sie ja noch ein Funkgerät zu finden.

"Meinste, die Stelle ist weit genug weg? Hrm..."

Unschlüssig kratzt sich die Söldnerin am Kopf. Irgendwie ungewohnt, nach einer Schießerei sauber machen zu müssen. Vor allem fehlt ihr die Lust dazu. Aber es ist wohl besser ihren Gästen zu geben was sie wollen, bevor sie sich leichter zugängliche Beute suchen. Gerry zum Beispiel.

"Mah. Aber ja, sehen wir uns den Flecken mal gleich an. So viel Gras gibts hier ja nicht." Stimmt sie abschließend zu und setzt sich in Bewegung. Das Einfachste ist es wohl, die Leichen einzeln zu zweit zu nehmen.

"Eddy zuerst, dann haben wir den weg...Danach schauen wir mal geich nach der Funke." Ist ihr Vorschlag soweit, auch wenn sie etwas schleppend dabei klingt.

Die hohen Gräser liegen in unmittelbarer Nähe zum nördlichen Gebäude und damit der ausgesuchten Schlafstätte der Gruppe. Rein von der Distanz her nicht der beste Platz für einen Leichenhaufen, es sei denn, sie wollen Gestank und mögliche Fress-Besuche unmittelbar vor der Haustür haben...

Als Carol so darüber nachdenkt, kommt ihr eine weitere Alternative: Feuer. Wenn sie ein Lagerfeuer hinbekommen, um einen Hund zu rösten, dann bekommen sie auch ein größeres Lagerfeuer hin, in dem man Leichen verbrennen kann. Nicht die schönste Arbeit, aber verkohltes Fleisch fängt nicht an nach Fäulnis zu stinken und ist auch nicht mehr besonders genießbar für 'Was auch immer'. Die Kehrseite ist, dass sie damit wohl eine Rauchsäule produzieren würden, die in weitem Umkreis so ziemlich jeder bemerken dürfte, der funktionierende Augen im Kopf hat...

Es ist ein Tag voller Entscheidungen...

Angesichts der Tatsache das ihnen schlecht gelaunte Söldner am Hintern kleben verwirft Carol die Feuer-Idee schnell wieder. Nach kurzer Diskussion beschließt sie das Süd-Gebäude einfach als Leichenhalle beizubehalten und trägt mit Vermillion auch noch die herumliegenden Raider-Toten hinein. Anschließend sorgen sie dafür, das das Gebäude möglichst von allen Seiten verschlossen ist. Erst nachdem das erledigt ist, wenden sie sich der ominösen Grasfläche zu, um...irgendetwas zu finden. Die Söldnerin versucht es systematisch anzugehen und hält Ausschau nach besonderen Auffälligkeiten. Vielleicht sieht man ja bereits an welcher Stelle Hand angelegt wurde.

Vier Raider-Leichen werden in das südliche Gebäude geschleppt. Zusammen mit Eddy und John verbleiben sie in einem Raum, dessen Fenster mit Brettern verrammelt ist und dessen Tür sicher geschlossen werden kann. Wer sich in der Nähe aufhält, dürfte zwar früher oder später die Verwesung riechen, aber Tiere müssten schon mit Gewalt herein, so lange sie keine Türgriffe herumdrehen können...

Nachdem diese Arbeit erledigt ist, nimmt Carol die Grasfläche näher unter die Lupe. Sie findet Tierspuren im Erdreich, kann sie aber weder zuordnen noch detailierte informationen daraus ziehen. Die Leiche des Raiders, die hier vorher gelegen hat, ist spurlos verschwunden - ganz offensichtlich als Beute weggeschleppt. Was das Versteck des Funkgerätes angeht, so findet sie absolut keine Hinweise oder Auffälligkeiten. Auf sie wirken diese paar Quadratmeter hier wie jedes andere Stückchen Graslad zwischen hier und irgendwo...

"Hier ist wohl doch nichts."
Sie ist ein wenig enttäuscht, aber kommt Zeit kommt Rat. Das Funkgerät wird schon irgendwo zu finden sein. Wenigstens sind sie die Leichen nun erstmals los. Und vielleicht hatte Gerry ja mehr Erfolg mit seiner Suche.
"Wollen wir zurück gehen?"

Währenddessen hat Gerry die Faxen dicke, geht jetzt ganz breitnasig in dieses `Büro´ rein - und entfernt ganz unspektakulär den grünen Teppichboden, indem er ihn beiseiterollt. Mal sehen, ob - und was - es da zu sehen geben könnte...

Flinn ignoriert Gerry gekonnt, als dieser zurück in den Raum marschiert. Der Arzt rollt den großen Kunstrasen-Teppich beiseite und findet eine große 'Falltür' zwischen den Dielen eingelassen. Sie misst mindestens einen Meter im Durchmesser. Ein Griffstück fehlt, da das Ding auf Höhe des Bodens abschließt, doch an einer Stelle ragt ein Zipfel Schnur durch ein passendes Loch. Die Schnur lässt sich ein Stück herausziehen und zieht dann die Falltür mit auf, sobald sie staff gespannt ist.

Mit einem der Situation angemessenen Gesichtsausdruck kniet Gerry vor der Öffnung, sieht zu Vikki -  und betrachtet sich dann das Ganze.
`Klar - kaum hat man mal was richtig gemacht, ist kein Aas da um festzustellen, daß man nicht ganz so dämlich ist, wie man aussieht.´ denkt er sich - macht das Ding nur kurz möglichst leise auf, sieht sich das Ganze an - dann macht er die Klappe wieder zu und wendet sich Flinn zu. Dann kramt er aus seinem Gepäck seinen Wasservorrat raus, stellt ihn neben sich auf den Boden und meint zu Flinn: "Gut, Junge - Du kannst von uns - meinetwegen auch speziell von mir halten, was Du willst, Du solltest aber trotzdem was trinken."
Er selber hockt sich erst mal in dem schattigen Bau hin und raucht eine Zigarette, während er sich denkt: `Respekt, Alter - Du hast tatsächlich mal was entdeckt. Und das, wo Du in den steinalten Rätselheften in der Bibliothek immer klassisch versagt hast.´
Aber wie sie schon gestern so richtig festgestellt haben: Weglaufen wird der Kellerraum wohl nicht.

Gerry öffnet die Falltür, während Vikki - die ja auch den Teppich überprüfen wollte - daneben steht und alles mitbekommt.


Unter der Falltür befindet sich ein Hohlraum im Fundament, in dem eine Art Safe eingelassen ist. Er wirkt massiv und extrem schwer - sofern er nicht sogar irgendwie verankert wurde. Geöffnet wird er über ein Kombinationsrad mit den Zahlen 0 bis 99, das mittig an der Front angebracht ist. Daneben befindet sich noch ein Griff zum Aufziehen der Tür.

Neben das Kombinationsrad ist eine ausgerissene Seite des Notizbuches geklebt. Darauf steht eine Art Gebrauchsanweisung:

Rad mindestens 4x komplett nach links drehen, dann auf der ersten Zahl stehen bleiben
Rad genau 3x nach rechts drehen und in der letzten Umdrehung auf der zweiten Zahl stehen bleiben
Rad genau 2x nach links drehen und in der letzten Umdrehung auf der dritten Zahl stehen bleiben
Rad nach rechts drehen, bis das Schloss entriegelt

Die Metallstangen sind die Antenne, ohne die gibt's keinen Empfang! Die Stangen lassen sich zusammenschrauben. Packt das Ding raus aufs Dach, wenn der Empfang schlecht ist! Kabel ist lang genug!


Es folgen einige aufgelistete Frequenzen, doch bis auf 27.035 MHz sind alle durchgestrichen. Die herausgerissene Seite endet mit:

(Und wenn ihr den Kram nach Gebrauch nicht wieder ordentlich wegpackt und einschließt, könnt ihr euch für eure Deals in Zukunft einen anderen suchen!)


Nachdem Gerry alles untersucht hat, holt er das Wasser für Flinn. Der Junge zögert lange, nimmt dann aber doch an und trinkt. Zu der Sache mit der Falltür verliert er kein Wort. Überhaupt scheint ihm nicht nach einer Unterhaltung zu sein. Gerry selbst sucht sich eine ruhige Ecke und fängt an eine zu rauchen...

Spoiler:

Carol richtet sich schließlich wieder auf und klopft die Hände an ihrer Hose ab. "Das war wohl nichts. Gehen wir erst mal zurück." Stimmt sie mit einem leisen Ächzen zu. Hoffentlich behält sie Recht. Allzu viel Lust hat sie auf diese Suche ja nicht.

Carol kehrt mit Vermilion zurück ins westliche Gebäude. Im Schlafraum finden sie Gerry, der gerade in der Ecke hockt und eine qualmt.

"Yo. Was gefunden?" Fragt die Söldnerin Gerry beim Eintreten und kratzt sich mürrisch am Kopf. Wenigstens ist es mit den Leichen aus dem Weg schon mal etwas wohnlicher. Die Versorgungsknappheit nervt sie gerade eigentlich am Meisten. Zumal sie jetzt noch die überflüssige Heulsuse an der Backe haben. Das stört sie insgeheim immer noch...