Fallout: Texas - Kapitel 3

"Okay, klingt vernünftig. "

Zu beanstanden hat sie da wenig. Solange sie nicht hin und her geschleudert werden wie ein Superman, stellt sie sich so eine Autoreise eigentlich ganz angenehm vor. Gegen Hitze sind sie einigermaßen geschützt und das Schlimmste was ihnen (neben unvermeidbaren Zwischenfällen) passieren könnte wäre wohl ein eingeschlafener Hintern. Li richtet sich mit Hilfe der Anderen hinten ein. Nachdem der Part erledigt ist und sie nur noch selbst aufsteigen müssen, geht sie nach vorn und gibt ihre beiden Gewehre ab. Zu verbergen hat sie nichts - an möglichen Waffen bleiben ihr Jagdmesser und Handbeil, aber die werden wohl nicht unter 'krass ' fallen. Dann steigt auch sie sich auf und macht es sich neben ihrem Rucksack bequem. Kommt ihr gerade fast schon wie ein Ausflug vor...Etwas Gutes zu essen haben sie auch dabei. Bevor es losgeht, klärt sie noch kurz ab wer wann die Augen für Ken offen hält.

Am Tag der Abreise ist Vermilion selten gut gelaunt. Ihre kindliche Seite hat Überhand genommen und sie summt ab und zu eine Melodie, oder quatscht irgendwelchen Blödsinn. Sie rückt sogar breitwillig ihre Waffen raus, als Ken dies verlangt. Einzig das Taschenmesser bleibt in ihrem Schuh, aber auch nur, da sie es schlicht und einfach vergisst.
Sie fühlt sich in diesem Zustand relativ wohl in der Gruppe, einzig von Torque hält sie ein wenig Abstand. Der Hühne ist ihr nicht ganz geheuer, ausserdem hat er immernoch einen Hauch von Raider an sich, was sie ihm gegenüber misstrauisch bleiben lässt.

"Bitte sehr." gibt auch Vikki ihre MP ab und macht es sich auf der Ladefläche gemütlich. Endlich mal eine angenehme Reise, die die Füsse schont. Bloss sollte sie sich nicht daran gewöhnen, denn warscheinlich wird es für einige Zeit auch die einzige Fahrt bleiben.
"Das sollten wir echt öfters machen. Hat jemand etwas zu trinken dabei, um die Zeit totzuschlagen?" fragt sie in die Runde, da ihr nicht viel anderes zur Unterhaltung übrig bleiben wird. Eine Spielrunde mit ihren Karten dürfte durch den Fahrtwind wohl eher schwer werden.

"Tja, ich hab nix, Babe. Schätze wir genießen nur die Aussicht...", antwortet Torque auf die Frage nach Unterhaltung und pflanzt seinen Hintern in eine Ecke, die an das Führerhaus grenzt. Auch die anderen finden ihren Platz, als Ken schließlich langsam aus der Stadt heraus tuckert. Draußen im Ödland zieht er die Geschwindigkeit an, ohne in Raserei zu verfallen. Der Fahrtwind ist steif, aber nicht unangenehm. Das Fehlen von Leuten, die sich beruflich um den Zustand von Straßen kümmern, macht sich aber definitiv bemerkbar. Selbst auf dem halbwegs ebenen Highway wird die Federung des Wagens immer wieder auf die Probe gestellt. Doch der Vorteil überwiegt klar: Sie kommen wahnsinnig schnell vorwärts.

Hin und wieder endet der Highway an einem Hindernis oder andere Dinge zwingen Ken zu Umwegen, doch alles in allem legen sie an diesem Tag so viele Kilometer zurück, wie sie es zu Fuß nicht annähernd hätten schaffen können. Nicht lange und Fort Worth liegt weit hinter ihnen...

Sie fahren viele Stunden, zwar immer wieder gezeichnet von Umwegen und Verlangsamungen, doch ohne wirkliche Probleme. Später geht es mehr querfeldein als auf den Straßen und sie sind mitten in der Wüste, als Sonne und Horizont sich in unendlicher Entfernung begegnen. Der Himmel ist in Purpur getaucht, mit Wolken die aussehen, wie flammende Gischt. Dann, als die Sonne den Horizont überschreitet, kommen die ersten Sterne heraus...

Das größte Problem das Li hat sind eingeschlafene Beine zu verhindern. So ist Reisen doch gleich wieder angenehm. Das die Straße nicht besonders eben ist, stört sie dabei kaum. Es ist das erste Mal, das sie in einem Fahrzeug mitfährt - und es kommt ihr irre schnell vor. Da es bis auf Smalltalk nicht viel zu tun gibt, betrachtet sie außerhalb ihrer Wachzeit ihre Rationen. Bei Cat sind sie überwiegend mit Rattenfleisch und sowas gestartet - sie ist kein Gourmet, aber Abwechslung ist ihr schon irgendwann wichtig. Beim Essen hat sie auch das Gefühl, das der Körper weiß wann er bestimmte Dinge satt hat. Ist das nur so ein Lust-Ding, oder ein Bio-Regler, damit andere Nährstoffe bevorzugt werden? Diese und ähnlich belanglose Themen ergeben milden Gesprächsstoff. Sobald die Karre hält, wird sie sich wohl etwas die Beine vertreten müssen. Ansonsten...Hat sie für heute nicht viel geplant.

Gerry geht indes in Gedanken mal durch, was er - mit etwas Zeit und Ruhe - mit seinem Chemieset so alles anstellen könnte. Möglicherweise führt der Aufenthalt am Meer sogar dazu, daß er einige abenteuerliche Substanzen findet, die ebenfalls nützlich wären?

Gerry könnte so einiges mit dem Mr. Chemmie anstellen: Stmipaks, RadAway und andere Medikamente herstellen, synthethische Gifte fabrizieren, um Gott weiß was damit anzustellen, Säuren und Drogen mixen, Aufputschmittel, Nahrungsersatz, Chems... die Liste geht weiter und weiter. Natürlich müsste er sich erst mal etwas mehr damit befassen und einleben. Gerry ist ein cleverer Bursche, aber sicher (noch) nicht der beste Pharmazeut aller Zeiten - und der Mr. Chemmie hat so seine Stolperfallen, wenn man nicht 100%ig bei der Sache ist.

Während der Doc so überlegt und sich die anderen die Zeit vertreiben, hält der Wagen schließlich an. Sie sind mitten in der Wüste - mitten im Nirgendwo. Der Himmel wechselt gerade von Purpur zu Lila. Sterne blinken auf, die Sonne hat sich verzogen. Vorne ist das metallische Schlieren einer Abdeckung zu hören. "Alles klar da hinten!?", ist Kens Stimme zu hören. "Es wird jetzt zu dunkel, um weiter zu fahren. Wir rasten hier bis zum Morgengrauen."

Als der Wagen hält, sortiert Li ihre Beine und klettert von der Ladefläche herunter.

"Keine schlechte Idee. Ich fands bisher ganz bequem. Bin nur n' bisschen steif." Erwidert sie auf Kens Nachfrage hin und streckt sich erst einmal, bevor sie ihre Schultern lockert. Ohne sonderliche Eile macht sie sich daran die nötigen Utensilien hervorzukramen und das Zelt aufzubauen.

"Was ist eigentlich dein Plan, wenn uns irgendwas anspringen sollte? " Fragt sie bei ihrem Fahrer mal nach, da Wachehalten so ganz ohne Schusswaffen nach ihrem Verständnis eher mäßig sinnvoll ist. Sie rechnet da erst mal mit Chaos. Andererseits dürfte er ja schon öfter mit so etwas zu tun gehabt haben - und inzwischen eine Lösung haben, sonst wäre er kaum noch am Leben.

"Mein Plan?", antwortet Ken. "Mein Plan ist, mit Roxie im Führerhaus zu bleiben und die Türen geschlossen zu halten. Wie euer Plan aussieht, das überlass ich euch..."

Torque, der noch immer auf der Ladefläche hockt, grunzt einen halben Lacher, als er zu Carol blickt. "Pennen ohne Schießprügel unterm Kissen, eh!? Willkommen in meiner Welt seit... äh... wie lange ist das mit den Wheelern jetzt her!?"

"Hrm...Okay, das gefällt mir weniger. " Gibt die Söldnerin ehrlich zu und angelt sich zwischendurch ihren Rucksack vom Fahrzeug. Sie hat das ungute Gefühl, das Ken einfach 'Fuck it' sagt und Gas gibt, sobald sich Gefahr ankündigt - ob sie mit an Bord sind oder nicht.

"Ich schlaf schon immer in Griffweite meiner Waffen. Corpus ist jetzt auch nicht gerade ein friedlicher Ort. Zumindest nicht meine Gegend..." Meint sie nur zu Torque und achtet darauf, wenigstens ihre Handaxt in der Nähe zu haben. Und ihr Messer für Not-Notfälle natürlich auch...

"Aye. Friedliche Orte... wo gibt's die schon!?", sinniert Torque. "Ich bleib dann hier auf der Ladefläche... Genug Platz, wenn paar ins Zelt gehen."

Damit kramt er seinen Schlafsack heraus und bereitet sich auf die Nacht vor. Er hat noch etwas von seinem Tagesproviant übrig gelassen, den er sich zwischendurch schmecken lässt. Hunger ist etwas, das dem Hünen selten fremd ist. Manch anderer würde bei seiner Völlerei vermutlich aussehen wie Schwabbel McBlob der Dritte, doch Torque sieht eher aus wie Brick HardMeat!

Das ist keine gute Neuigkeit. Ohne Waffen kann die Nacht noch lang werden - da kann jeder Gecko einem das Leben schwerer als nötig machen. Dieser Ken ist ja schon fast so paranoid wie Earl, wenn er ihnen keine einzige Waffe zur Verfügung stellen will. Das muss sich schleunigst ändern, beschliesst Vikki und geht auf der Ladefläche bis zum Fahrerhaus. Vielleicht kann sie ihn ja überreden.
"Sag mal Ken, wäre es nicht eine gute Idee, wenn du uns eine unserer Waffen geben würdest, damit jeweils eine Person Wache schieben kann und wenn nötig auch etwas zur Verteidigung hat? Wäre doch schade, wenn deinem Wagen etwas zustossen würde. Oder uns. Ich verstehe ja, dass du nicht jedem trauen kannst, aber wir machen uns doch nicht solche Mühen mit dieser Energiezelle, um jetzt irgendeine Dummheit zu begehen."

Vikki kann sich auf der Ladefläche nicht wirklich gut mit Ken unterhalten. Sie geht also zur Fahrerseite und sieht ihn durch den Schlitz in der Metallplatte hinter dem Steuer hocken. Seine Stirn zieht Furchen und er überdenkt ihre Worte eine ganze Weile, schüttelt dann aber den Kopf und schaut ihr ins Gesicht.

"Sorry, Mädchen. Ihr seid nette Leute und das mit der Batterie hat mir echt den Hintern gerettet, aber du glaubst nicht, wieviele Arschgeigen mir hier draußen schon ans Leder wollten, um an die Karre zu kommen! Und wenn das euer Plan wäre, hätte sich auch die Mühe mit der Energiezelle gelohnt. Hey, ich sag nicht, dass ihr das vorhabt! Ich sage nur, dass ich keine Lust habe, es auf die Probe zu stellen. ... Wir sind heute gut vorangekommen. Morgen erreichen wir Corpus Christi, wenn nicht Himmel und Hölle über uns zusammenbrechen. Diese eine Nacht draußen im Ödland wird schon nichts passieren..."

"Hey Vikki! Wenn du dich dann sicherer fühlst: Neben meinem Schlafsack ist noch ein Plätzchen frei.", mischt sich Torque ins Gespräch - natürlich nicht ganz, ohne dabei an sich selbst zu denken. "Was sagst du? Kann uns der Kerl zumindest nicht wegfahren, wenn wir hier hinten auf seiner Karre pennen, eh!?"

"Ich lass euch nicht hier sitzen.", meint Ken in ernstem Ton. "Mehr als mein Wort kann ich euch zwar nicht geben, aber jeder in Worth der mich kennt, wird euch sagen, dass ich noch keinen ehrlichen Fahrgast abserviert habe!"

"Ja, das ist ja schön - hätt´ ich jetzt auch gesagt." kommentiert Gerry - und fängt breit an zu grinsen: "Nur keine Sorge - ich weiß, was Sie meinen, wie Sie´s meinen - und verstehe Sie vollkommen. Ihr `Wort ist worth´ - und das ist gut so."
Dann sieht er sich um - er wird schon irgendwo eine Ecke finden. wo man einigermaßen nächtigen kann...

Gerry drängen sich drei Möglichkeiten als Schlafplatz auf:

- Das Zelt, das Carol gerade aufbaut.
- Die Ladefläche des Fahrzeugs. (Hier haben nicht alle Platz, aber noch liegt hier nur Torque.)
- Das Ödland.

Option 3 dürfte für normal-denkende Menschen eher ausfallen...

"Na gut, ich vertraue dir. Bleibt nur zu hoffen, dass wirklich nichts passiert." antwortet Vikki Ken, bevor sie sich an Torque wendet. "Weisst du was? Ich nehme dein Angebot sogar an. Aber auch nur in der Hoffnung, dass dich die Tiere als lukrativere Beute betrachten und zuerst fressen. Und wehe dir, du versuchst irgendwelche Dummheiten - ich reiss dir deine Eier ab." stellt sie klar, bevor sie sich wieder auf die Ladefläche begibt. Eigentlich hat dieser Torque sogar gewisse Qualitäten, die ihr nicht missfallen - er ist gross, stark und ehrlich - aber das wird sie nicht so schnell zugeben.

"Dann will ich die traute Zweisamkeit mal nicht stören - und mich nach einer anderen Schlafgelegenheit umsehen." meint Gerry. Dann denkt er nach - und sagt dann: "Ich kann auch die erste Wache übernehmen - dann hätten wir immerhin das schon mal geklärt..."

"Haha! Ja, das glaub ich dir sogar!", lacht Torque auf Vikkis Drohung und macht ihr Platz. "Keine Angst, ich behalt die Griffel im Schlafsack. Aber falls du mich befummeln willst, lass dich nicht aufhalten..." Er grinst halbernst und für einen Moment blinkt sein Goldzahn kurz im Sternenlicht.

Carol baut das Zelt fertig auf. Auf die Ladefläche passen ausgestreckt nur drei Leute und da Gerry nicht will, kommen nur noch sie oder Vermilion in Frage - sie können aber auch alle ins Zelt, wo sie ein paar dünne Wände um sich herum haben.

"Gut, ich klink mich dann aus.", ruft Ken. "Auf eine ruhige Nacht! Wenn was passieren sollte, schreit einfach." Damit schieb er den Metallschlitz zu und verschwindet hinter der Panzerung des Wagens.

Vermilion ist immernoch in ihrer kindlichen Stimmung und erklärt sich sofort dazu bereit im Zelt zu schlafen. Die Wache nach Carol, solange es noch dunkel sein wird, übernimmt sie auch ohne Wiederspruch. Am Ende hat nur sie eine anständige Chance Gefahren vorzeitig zu erkennen. Auch wenn sie so keine grosse Hilfe bei der Verteidigung sein wird, ist sie doch die einzige, die im Dunkeln so gut sieht, wie bei strahlender Sonne.

Wohl oder übel werden sie sich also auf Kens Wort verlassen müssen. Begeistert ist die Söldnerin noch immer nicht fast unbewaffnet schlafen gehen zu müssen, aber wenn es denn sein muss...Sie hofft für ihn, das tatsächlich nichts passiert. Nachdem das Zelt aufgebaut ist, packt sie ihren Rucksack gleich mit hinein und macht es sich im Inneren bequem. Gerry wird schon klingeln, wenn sie an der Reihe ist. Das Vermillion zu ihr kommt, passt wohl...Dann kann sie ihre Zeltnachbarin gleich im Anschluss wecken ohne die Anderen groß zu stören. Die Zeit bis zu ihrer Wache nutzt sie jetzt erst einmal um sich lang zu machen. Mit einem kurzen Handgriff legt sie ihre Haare offen, ehe sie sich langmacht und begleitet von einem leisen Gähnen ausruht...

Vikki und Toque legen sich auf der Ladefläche des Pickups schlafen, während Vermilion und Carol das Zelt beziehen. Torque hält Wort und behält seine Griffel bei sich. Gerry bleibt draußen und übernimmt die erste Wache. Die Nacht erscheint ihm ruhig. Grillen zirpen ein einschläferndes Lied, die Sterne leuchten. Eine schöne Nacht. Die Zeit verstreicht und irgendwann - er ist bereits ordentlich müde - hält er es für an der Zeit, seine Wachablösung zu wecken.


Carol erwacht, als sie Motorgeräusche vernimmt. Sie springt hoch, reißt das Zelt auf und stürmt hinaus ins Freie. Entsetzt bleibt sie nach ein paar Schritten stehen. Der weiße Mond grinst ihr entgegen und davor als schwarze Silhouette: Das davonbrausende Taxi. Carol bildet sich ein, wie der Wind Gelächter zu ihr herüberträgt. Dann schält sich das Bildnis ihres Vaters in ihr Blickfeld. Er legt seine starken Hände auf ihre Schultern und rüttelt sie sachte. "Hab ich dir nicht beigebracht immer wachsam zu bleiben, Carol!?"

Bei ihrem Namen ändert sich das Bild mit einem Schlag. Carol erschrickt unweigerlich, als das Gesicht ihres Vaters gegen einen dunklen Schemen getauscht wird. Sie erkennt die flüsternde Stimme von Gerry, der sie zur Wache weckt. Ein Traum...

"...!"

Reflexartig tastet Li nach ihrem Messer, ehe ihr aufgeht das es nur Gerry ist. Ist die Mistkarre noch da?! Verdammt...Moment.

"Tz, was fürn mieser Traum..." Murmelt sie mürrisch, nickt dann aber und befreit sich aus ihrem Schlafsack. Unbeholfen klettert sie aus dem Zelt, ehe sie es hinter sich wieder schließt. Natürlich, das Fahrzeug steht noch. Falscher Alarm, Dad...Was soll das denn schon wieder? Seufzend fährt sie sich über die strubbeligen Haare und geht ein paar Schritte um wieder wach zu werden. So kurz vor Corpus hätte sie ja wenigstens von ihrer Mom träumen können. Oder auch vom Club. Ist ihr ja ziemlich häufig passiert seit sie der Heimat den Rücken gekehrt hatte. Der einzige gute Ort auf dieser Welt...

Carol beruhigt sich von der kurzen Aufregung und beginnt ihre Wache. Die Zeit verstreicht. Irgendwann gesellt sich ihr Vater zu ihr und die beiden führen eine geflüsterte Unterhaltung über Themen, die nur Carol selbst sagen kann. Die Nacht bleibt ruhig.


Vikki träumt derweil ihren eigenen Traum. Sie steht auf einem Floß, umgeben von Unmengen Deckeln. Das Geld erstreckt sich soweit das Auge reicht. Es gibt bunte Caps, blanke, plattgedrückte - aber sie alle haben ihren Wert und in der Summe bilden sie einen Ozean, der sich in alle Himmelsrichtungen bis zum Horizont erstreckt. Vikki wusste, dass dieser Job am Meer lukrativ sein würde, aber das hier sprengt alle Register. Doch die See beginnt unruhig zu werden. Die Caps bilden Wellen und ihr Floß gerät in Bewegung. Es schaukelt auf und ab. Vikki bemüht sich um ihren Stand, um nicht von der Kante zu rutschen...


Falls Torque etwas träumt, so kann er sich nicht daran erinnern. Er erwacht jedenfalls, als ein Hund anfängt wie verrückt zu bellen. Gleichzeitig spürt er, wie das Fahrgestell des Taxis - und mit ihm die Ladefläche auf der er liegt - in Bewegung gerät. Der Wagen wird durch Gewicht nach unten gedrückt. Torque blinzelt. Er sieht den Mond weit über sich und davor noch etwas anderes. Ein schwarzes, riesiges Ungetüm auf dem Dach der Fahrerkabine. Zwei große Klauen fahren links und rechts in sein Blickfeld und mittig richtet sich wie in Zeitlupe etwas auf. Ein Schwanz?

Torque gibt seinem Hirn nicht genug Zeit, die Situation weiter zu analysieren. Mit hastigen Bewegungen schält er sich aus dem Schlafsack. Dann grapscht er nach Vikki, bekommt ihrem Schlafsack zu fassen und reißt ihn sich mit einer Hand grob an die Brust, während er mit der anderen nach der flachen Seitenwand der Ladefläche greift. Als er sich über diese schwingt, schlägt nur knapp hinter ihm ein gewaltiger Chitin-Stachel in das Metall, auf dem er eben noch gelegen hat...


Als Torque über die Ladefläche türmt und auf dem sandigen Boden landet - Vikki einfach nur durch pure Kraft grob mit sich gezogen - knallt der Rotschopf gegen die Seite des Pickups. Wenn sie durch das ständige Hundegebell nicht schon wach ist, ist sie es spätestens jetzt. Der Kopf tut ihr weh und sie hat keine Ahnung was abgeht. Ihre letzte Erinnerung umfasst starke Wellen und eine Tsunami aus Bottle Caps, die gerade dabei war, über ihrem kleinen Floß zu brechen. Jetzt sieht sie die Nacht, hört Torque keuchen und registriert wie er rennt - sie dabei im Schlafsack unter einem seiner Arme eingeklemmt, wie ein eingerollter Teppich.


Carol wird erst durch das Hundegebell aufmerksam. Als es beginnt, verschwindet ihr Vater sofort, so als wäre er nie da gewesen. Reflexartig dreht sie sich um und sieht gegen den Mond eine massige Kreatur, die sich auf dem Dach des Taxis befindet. Sie wirkt beinahe so groß wie der Wagen selbst.


Der Rest der Gruppe wird ebenfalls durch Roxies Gebell wach. Gerry und Vermilion liegen noch im geschlossenen Zelt...


Ken reißt die Guck-Luke der Fahrertür auf und schreit in die Nacht. "Was zum Teufel ist da draußen los!?"

`Keine Ahnung, aber wenn so ein Rambazamba gemacht wird, ist es besser..." beginnt Gerry sich zu regen, Richtung Zeiteingang zu krabbeln und verwirrt Richtung Taxi zu gucken um dann zu Ende zu denken: `...ist es definitiv besser, ER macht so ein Rambazamba und nicht wir, bevor Was-immer-das-auch-ist auf die Idee kommt auf UNSERER Behausung rumzutanzen.´ 
Gerry tastet zurück in´s Zelt und versucht, Vermillion an der Schulter waachzukriegen - auch wenn er eigentlich glaubt, daß sie schon längst wach ist und flüstert: "HeyheyHEY! Wir haben... Besuch - was weiß ich!"

Während ihrer Wache plaudert sie mit ihrem Dad über dies und das - ihre Pläne für die Zukunft, ihre Freunde, Corpus. Jetzt wo er es erwähnt, sie könnte tatsächlich mal seine alten Buddys besuchen. Seit seinem Abgang hat sie ja nicht mehr so viel mit denen am Hut. Als sie jünger war, hat sie seine Freunde zwar als Onkel bezeichnet..aber ohne Bindeglied hat man sich nicht zwangsläufig noch so viel zu sagen. Sie wird jedenfalls dran denken. Viel passiert erst einmal nicht. Li kommt sich nur mit Messer und Axt bewaffnet ziemlich doof vor. Was soll sie damit im Notfall schon anstellen können? Werfen vielleicht? Dann kann sie ihre Werkzeuge ja gleich abschreiben. Nervig, sowas...

"Hm?"

Auf einmal beginnt der Hund zu bellen. Hat er etwas gewittert? Mit der Axt einsatzereit in der Rechten sieht sie nach und nähert sich dem Fahrzeug. Aus schmalen Augen versucht sie blinzelnd mehr zu können. Wenigstens der Mond spendet ein wenig Licht.

"...Woah. Hey, Achtung! Da ist was Großes auf dem Dach!" Ruft sie den Anderen zu und behält das Ding im Auge. Ein Tier? Verdammt noch mal, genauso deswegen wollte sie nicht ohne Schusswaffe Wache schieben! Li stürmt erst einmal zum Zelt, um die beiden zu wecken. Mit einem Ruck zieht sie den Reissverschluss auf.

"Aufwachen! Wir haben ein Problem!"

"Und ein großes noch dazu - ist mir nicht entgangen." erwidert Gerry, als er von Carol fast umgerempelt wird. In seinem Hirn rappelt es fieberhaft, als er anfängt, seine Inventarliste abzuspielen - und er kommt zum Schluss: "Hochprozentiger Alkohol - und eine Magnesiumfackel. Oder irgendeine Fackel - egal."

"AU! Was soll der Mist? Hey, wieso... HEY!" beginnt sie zu protestieren, als sie endlich realisiert, dass sie von Torque in ihrem Schlafsack entführt wird. "Was ist hier los, verdammt?" verlangt sie also zu wissen. Mehr kann sie auch nicht unternehmen, im Schlafsack ist sie wie gefesselt und kann sich nicht wirklich wehren.

"Ich... *Huff* ... rette dir gerade das Leben!", keucht Torque zu Vikki. Er erreicht ein Stück Ödland, in etwa gleicher Entfernung zum Wagen wie das Zelt. Erst hier erlaubt er sich kurz anzuhalten. Den Blick zum Fahrzeug gerichtet setzt er Vikki hastig ab und hilft ihr dabei, den Schlafsack möglichst schnell loszuwerden. "Das war verdammt scheiße knapp!", erklärt er hastig und nickt zum Taxi.

Der Radscorion hockt noch immer auf dem Vehikel. Ken scheint die Sache aussitzen zu wollen, denn er verhält sich ruhig. Vielleicht ist er aber auch zur Beifahrerseite geflohen, was keiner der Gruppe einsehen kann. Zumindest Roxie bellt noch immer unentwegt aus dem Inneren. Der Skorpion scheint den Wagen irgendwie zu untersuchen. Er krabbelt langsam, aber unheimlich geschmeidig darauf herum, dreht und wendet sich dabei immer wieder und sucht gute Angriffspunkte für die Scherenklauen, mit denen er dann das Metall bearbeitet. Das Taxi beugt sich unter seinem Gewicht. Plötzlich schießt der Schwanz nach vorne und bohrt sich durch die Panzerung in die Fahrerkabine.

Ken schreit auf - offensichtlich doch noch im Wagen. Kurz darauf tut sich etwas und das Gebell ist nun nicht mehr gedämpft zu hören. Roxie schießt als schwarzer Schatten um den Pickup, verbeißt sich in eines der Beine, das auf dem Boden aufsetzt und zerrt knurrend daran herum. Der Skorpion beginnt daraufhin langsam vom Wagen zu klettern. Roxie lässt ab und weicht nach hinten aus, dabei immer und immer wieder am Bellen.


Gerry überlegt was er hat, aber obgleich seine Idee sehr gut ist, kommt er zu dem Schluss, dass sein Inventar ihm mehr oder weniger einen Strich durch die Rechnung macht. Er hat zwar eine normale Fackel, die er rasch entzünden könnte, aber in Sachen Hochprozentiges - vielleicht um einen Molotov zu basteln - sieht es schlecht aus. Der Alkohol, den er für medizinische Zwecke mit sich führt, würde nicht ausreichen und um etwas im Mr. Chemmie zu mixen fehlt eindeutig die Zeit. Jetzt wäre eine Flasche Fusel, so wie er ihn in Worth mit Torque gesoffen hat, wahrlich Gold wert!

"Verdammt... ich hab´ nur noch etwas Desinfektionsmittel..." grummelt er, während er rumsucht.
"Hat irgendeiner von euch noch Whiskey oder sowas dabei?" fragt er Carol und Vermillion, als er immerhin die Fackel findet.

Vermilion erwacht und klettert gleich nach Gerry aus dem Zelt. Sie erkennt den Skorpion und will instinkiv zur Waffe greifen - die Hand greift jedoch ins Leere. "Verdammte Scheisse hier..."
Sie schiesst zurück ins Zelt, wo sie ihre Whiskey-Flasche aus ihrem Gepäck kramt. Obwohl sie sich denken kann, wozu Gerry den Alkohol will, drückt sie ihm die Flasche kurz darauf in die Finger. "Hier nimm den Scheiss, aber wart noch."
Jetzt wo das Vieh nicht mehr auf dem Wagen ist, wäre doch eine Gelegenheit da, eine Waffe daraus zu ergattern. Sie zieht ihr Taschenmesser aus ihrem Stiefel und nähert sich dem Wagen. Dabei macht sie einen Bogen um den Skorpion, nicht dass sich dieser noch auf sie konzentriert. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, will sie in die Fahrerkabine blicken und erstmals überblicken, was dort so los ist.

Währenddessen macht Gerry es denkbar simpel. Auf die Fackel kann er auch verzichten - wenn er stattdessen Verbandsmull in die Flasche friemelt und Carol den Molotov nebst seinem Feuerzeug hinhält: "Ich gehe davon aus, Du kannst besser werfen als ich - und kraftvoller. Wir haben zwei Optionen - die Front mit all den Einzelaugen, die ist schön hart, da platzt die Flasche garantiert - oder der Hinterleib, mit dem er atmet."

"Alles klar, gib her. Jetzt müssen wir das Teil nur noch vom Wagen wegkriegen..." Murmelt Li und fühlt sich mit einem Schlag hellwach. So viel das Vieh auf dem Fahrzeug herumturnt, will es offensichtlich an sein Inneres.

"Schnapp dir deine Lampe und komm mit. Wir grillen das Teil einfach!"

Sie nimmt die präparierte Flasche und das Feuerzeug und läuft geradeaus ein Stück zurück in Richtung Skorpion, bleibt aber etwas auf Distanz um noch reagieren zu können. Sie wird da gar keinen Firlefanz machen und das Biest hoffentlich in seiner eigenen Schale kochen - wenn denn der Weg mal frei wäre.

"Roxy, weg!"  

Oh Fuck...


Erste Schweißperlen zeichnen sich von ihrer Stirn ab. Den Wurf versemmelt sie besser nicht. Wahrscheinlich ist es eine dumme Idee, aber das zieht sie jetzt einfach durch. Sobald die Wurfbahn frei und der Skorpion vom Auto runter ist, zündet sie den Stoff an und bereitet sich auf den Wurf vor. Einfach direkt auf die...Oberfläche oder was auch immer. Sollte das Einfachste sein...

Der Radscorpion ist noch dicht beim Wagen, doch Vermilion schafft es, sich geschickt an dem Vieh vorbeizuschleichen, ohne dass es auf sie aufmerksam wird. Die Fahrerseite ist trotzdem keine Option - da ist der Skorpion zu nahe dran. Sie schleicht also rasch um den Wagen herum und erreicht die Beifahrertür. Diese ist geschlossen, die schmale Schiebeluke aus Metall, die in die Metallplatte eingearbeitet wurde, ist verschlossen, so dass Vermilion das Innere nicht einsehen kann.


Gerry bastelt derweil schnell seinen behelfsmäßigen Whisky-Molotov zusammen. Er hält Carol die 0,50 Liter hochprozentige Gefahr entgegen - zusammen mit einem seiner Feuerzeuge - und Carol greift zu.


In der Zwischenzeit greift der Skorpion Roxie an. Mit zum Angriff erhobenen Scheren schnellt er vor und sticht zu. Der Hund kann zwar ausweichen, wird aber vom Schwanz gestreift und saust eingeschüchtert davon. Von jetzt auf gleich ist zwischen Carol + Gerry und dem Radscorpion nichts weiter als ein paar Meter freies Ödland. Der Skorpion lässt sich auch nicht lange bitten und schießt mit einem unerwarteten Affenzahn auf die beiden zu. Carol kommt fast nicht mehr zum Anzünden - entsprechend vorschnell und ungezielt fällt der Wurf aus. Die Flasche zerdeppert knapp vor dem Tier und explodiert in flüssiges Feuer. Der Radscorpion hüpft wieder einen Satz zurück, ist aber nicht getroffen. Abermals hebt er die Klauen weit über sein Kopfende und richtet den Stachel aus. Gerry und Carol können das Biest ungehalten fauchen hören.

Na bitte, geht doch! Sobald das Vieh weg ist, geht Vermilion entschlossen zur Beifahrertür und versucht diese zu öffnen. Irgendwie ist der Köter ja auch raus gekommen, also erwartet sie, dass sich die Tür öffnen lässt. Wenn nicht, wird sie Ken wohl auf ihre Art zureden müssen und ihn dazu bringen, endlich ein Schiesseisen rauszurücken.
Egal welche Waffe, sie wird dem Vieh damit schon einheizen können.

Die Tür bleibt geschlossen. Vermilion kommt zu dem Schluss, das Ken den Hund wohl herausgelassen und danach wieder verriegelt haben muss. Ihre Versuch zu öffnen bleiben indes nicht unbemerkt. Kurz wird der Sehschlitz geöffnet. "Was willst du?"

Kens Stimme klingt gehetzt, aufgeregt.

Nun hofft der schmale Mediziner darauf, daß seine Gelenkigkeit und Flinkheit ihm weiterhilft - wenn es schon nicht seine Laufgeschwindigkeit tut. Solange er das Feuer zwischen sich und dem Skorpion hält...
Mal sehen, was er zum Licht der Taschenlampe sagt - blinzeln ist bei dem Tier ja schlecht drin...

"Frag nicht so dumm! Eine verdammte Waffe, um dieses Mistvieh zu erlegen, bevor es uns erledigt." erklärt sie kurz und knapp das Wesentliche - und das den Umständen entsprechend sogar so freundlich wie es nur geht.

Mit einem innerlichen Fluch sieht sie die Flasche eine Idee zu kurz zu Boden segeln.

"Na komm, verpiss dich!" Platzt es aus Carol heraus, während sie ihre Axt hervorzieht und sie drohend schwingt. Sie hat wenig Lust in den Nahkampf mit so einem Brocken zu gehen. Wo bleiben die Anderen?!

"Ken soll unsere Waffen herausrücken, verdammt!" Sie hat doch gewusst, das es eine strunzdumme Idee war! Angespannt gibt sie Gerry ein wenig Deckung und wartet ab, ob das Licht es tatsächlich blenden kann. Vielleicht kann sie das Vieh dann wenigstens einmal treffen. Wie reagieren verletzte Skorpione noch mal? Hektisch, so viel steht fest. Danach muss sie schnell sein...

"Ach du Scheisse! Ist das ein Rad-Skorpion?" Für einen Moment ist sie verblüfft, im nächsten jedoch schon wieder gefasst und verärgert. "Ich sagte doch, wir sollten eine Waffe haben, damit wir auf genau so etwas vorbereitet wären. Dieser elende Ken... Was ist mit den anderen?"
Sie versucht den Rest der Gruppe zu erkennen und sich ein Bild von der Katastrophe zu machen.

"Yeah. Und ein verdammt dicker!", antwortet Torque auf Vikkis rhetorische Frage. Dann legt er die Hände trichterförmig um den Mund und ruft zu Gerry und Carol hinüber: "Verdammt was soll der Scheiß!? Wollt ihr ihn kitzeln!? Seht zu, dass ihr da verschwindet!"


Vikki kann beobachten, wie nahe dem Zelt eine Flamme explodiert, als Carol den Molotov knapp vor den Radscorpion wirft. Das Tier schreckt kurzzeitig zurück und das Feuer erhellt etwas die Umgebung. Sie sieht Carol mit erhobener Axt und Gerry knapp hinter ihr, wie er plötzlich den Skorpion mit seiner Taschenlampe anleuchtet - was keinen konkreten Effekt zu erzielen scheint. Vermilion ist nicht zu sehen.


Gerry stellt keinen Erfolg fest. Sein Geleuchte scheint das Tier nur noch aggressiver zu machen. Es faucht und reagiert auf das Licht, allerdings nicht mit Scheu oder Defensivverhalten...


"Verdammt warum seid ihr nicht einfach weggelaufen!? Roxie sollte das Vieh ablenken!" Ken gibt ein ungehaltenes Grummeln von sich. "Gott, dass ich ausgerechnet dir hier draußen ne Knarre in die Hand drücke.", murmelt er - mehr zu sich selbst. "Lass mich das hier nicht bereuen, klar?"

Die Sichtluke schließt sich, wenige Sekunden danach ist von innen das schlierige Knarzen eines Metallriegels zu hören. Die Tür geht einen Spalt breit auf und Ken wirft rasch einige Waffen aus dem Wagen: Carols Shotgun, ihr Jagdgewehr sowie Vikkis 9mm Maschinenpistole. "Hier, nimm sie! Wenn du das Ding abknallen willst, viel Spaß, aber lock es bloß nicht zurück zum Wagen, hörst du!?"


Carol sieht einige Meter vor sich die brennende Flüssigkeit auf dem Boden und unmittelbar dahinter den mächtigen Radscorpion, die massigen Scherenklauen angriffslustig erhoben. Sie kann sich vorstellen, was passiert, wenn er sie damit zu fassen bekäme. Aus diesem Griff käme sie nicht mehr heraus und das Ding könnte sie vermutlich mit Leichtigkeit in zwei Teile knipsen. Der Giftstachel am Schwanz, fast so lang wie ihr Unterarm, erscheint da eine kaum bessere Alternative.

Plötzlich und ohne Vorwarnung schwingt der Schwanz nach vorne, über das Feuer hinweg und in Richtung von Carols Gesicht. So dick dieses Biest ist, so schnell bewegt es sich. Carol hat den Angriff kaum kommen sehen, doch zum Glück stand sie weit genug weg. Der Skorpion faucht und zischt wie eine Schlange. Man muss kein Tierkenner sein, um zu verstehen, dass er mächtig angepisst ist. Er macht ein paar zaghafte Bewegungen: vor und zurück, nach links und nach rechts. Dann überwindet er seine Abneigung gegen das Feuer vor ihm und schnellt auf Carol zu, mitten durch die brennenden Scherben hindurch.

"Hehehe, geht doch!" zufrieden krallt sich Vermilion die Waffen und macht sich auf, hinter das Vieh zu kommen. Die Schrotflinte dürfte auf Distanz nichts gegen so ein gepanzertes Vieh bringen, also steckt sie diese einfach unter ihren Gurt. Das Gewehr und die 9mm-MP sind da aber ganz vernünftige Werkzeuge.
Zuerst legt sie mit dem Gewehr an. Mit diesem ist die Chance Carol zu erwischen wohl am geringsten. Nur auf was soll sie zielen? Schwachstellen von Skorpionen kennt sie keine, also einfach eine Blei-Infusion in den Arsch. Zum Glück ist das Teil so gross und mit einem Gewehr tendenziell ein leichtes Ziel.
"Aus dem Weg, jetzt übernehme ich!" ruft sie den anderen noch zu, bevor sie das Feuer eröffnet. Sie behält sich vor auf die MP zu wechseln, sobald die anderen aus der Schussbahn sind und das Vieh dann plötzlich sie ins Visier nimmt.

Die Funzel macht dem Tier nichts aus, im Gegenteil. Jetzt ist es erst richtig pissig. Nicht einmal das Feuer macht ihm etwas aus?

"...!"

Und schon kommt der stachelbesetzte Schwanz auf sie zu! Knapp weicht die Söldnerin nach hinten und beschließt spontan, das es doch keine so gute Idee ist dem Biest eine reinzuhauen. Stattdessen macht sie auf dem Absatz kehrt und sucht das Weite...

Vermilion ist bereits hinter dem Radscorpion - das einzige zwischen ihr und dem Vieh ist das Auto. Sie positioniert sich nur minimal um, damit sie freie Schussbahn bekommt, und feuert.

Die Nacht behindert sie nicht und das Tier hat seine Aufmerksamkeit gerade woanders. Entsprechend einfach fällt ihr der Schuss, obgleich sich der Skorpion schnell bewegt, was aber wiederum durch seine Größe gegengewichtet wird. Der Schuss trifft ihn in den Hinterleib, direkt am Ansatz des erhobenen Schwanzes. Das Biest zuckt zusammen, ein Zittern läuft durch den gesamten Körper. Abrupt beendet es die Verfolgung von Carol, die entsprechend ungehindert das Weite suchen kann und in Richtung Torque und Vikki eilt. Gerry steht es frei ihr zu folgen - er wird aktuell weder angegriffen noch behindert.

Der Skorpion macht in rasender Geschwindigkeit kehrt und wechselt die Richtung - direkt auf das Auto zu, hinter dem Vermilion gerade steht.

"Fuck, hast du mir nicht zugehört!?", ruft Ken. Mit einem lauten Schlag hört man eine Schiebeluke zuschnappen, dann ist der Skorpion auch schon auf dem Wagen. Das Vehikel knirscht und beugt sich, als das Monster mit seinem Gewicht darüber klettert, jede Berührung begleitet von hartem Klacken, als Chitin auf Metall schlägt. Im Gegensatz zu seinem ersten Anpirschen legt der Skorpion keine Behutsamkeit mehr an den Tag, sondern ist in absoluter Raserei und in maximal 2 Sekunden direkt in Vermilions Gesicht, falls sie dort stehen bleibt, wo sie gerade ist...

Gerry entscheidet sich vorsichtshalber ganz spontan mal für Licht aus, eine elegant-effektive 180°-Kehre und einen möglichst zügigen taktischen Rückzug. Die Nacht ist dunkel, er ist schwarz - und so hofft er mal das Beste.

Genau so in Rage, oder zumindest in Schwung, wie der Skorpion, entscheidet sich Vermilion ebenfalls dazu, ein wenig Distanz zu gewinnen. Da sie nicht weiss, ob sie schneller als das Vieh rennen kann, hat sie einen simplen Plan. Sie hechtet unter das Fahrzeug, rollt sich seitlich darunter hinweg und versucht dann einen Sprint in die umgekehrte Richtung. Wenn sie Glück hat, wird sie den Skorpion damit etwas verwirren und genug Abstand gewinnen, um dieses Mal mehrere Schüsse abgeben zu können. Am Besten würde sie Carol auch noch eine Waffe geben, damit sie dem Mistvieh von zwei Seiten einheizen können.

"Pfft...Alles in Ordnung?" Fragt die Dunkelhaarige Vikki und Torque, als das Tier abdreht und sich stattdessen mit Vermillion befasst. Mit einem leisen Ächzen kommentiert sie Gerrys Entscheidung im Dunkeln zu bleiben und fährt sich über die Stirn. Ohne Licht und ohne Schusswaffe denkt sie nicht daran sich dem Wagen noch einmal zu nähern...

"Ja, Torque ist ein wahrer Held und hat mich sofort hierher gebracht. Wie konnte so ein Riesending eigentlich unbemerkt bis zum Wagen kommen?" spricht sie die Frage aus, die sie beschäftigt, seit sie vollständig wach ist. Es war doch eine Wache abgesprochen?

Vermilions Eingebung ist goldrichtig. Zwar drückt der Skorpion den Wagen durch sein Gewicht nach unten, doch die zierlich gebaute Frau findet genug Platz und flüchtet auf die andere Seite. Unbeschadet richtet sie sich auf, rennt vom Wagen weg und auf die andere zu, die ein gutes Stück abseits stehen. Die drei Waffen hat Vermilion bei sich.


"Tja, die Wache hat ganz offensichtlich gepennt!"", beantwortet Torque mal einfach die Frage, obgleich er nicht weiß, wer gerade Wache hatte und ob dies wirklich den Tatsachen entspricht. "Radscorpions sind hinterlistige Fotzen! Die kleineren buddeln sich im Sand ein und warten bis Beute vorbeilatscht. Keine Ahnung, wie das der Große da anstellt... Aber wollen wir wirklich hier herumstehen und lustig palavern, während Zombie-Girl sich zu Skorpionfutter verarbeiten lässt!? Sie muss die Knarren von Ken bekommen haben - den Schuss eben hat ja wohl jeder gehört!?"


Vermilion braucht nur noch ein paar Schritte, dann hat sie die anderen erreicht. Sie hat in ihrer Eile noch nicht über die Schulter geschaut und weiß nicht, ob sie verfolgt wird, allerdings hört sie Ken im Hintergrund rufen.

Plötzlich springt der Motor des Taxis an...

Sich erst mal still verhaltend wartet Gerry einfach mal ab, was weiter passiert. Kleines Kerl in weites Flur sein schnell weg vom Fenster, wenn auf sich aufmerksam machen. Also halten Füße still - und sehen zu, daß Ärger weg bleiben.

"Nimm das!" drückt sie Carol das Gewehr in die Finger und sieht nach hinten, wo der Motor anspringt. 'Das Arsch fährt doch nicht etwa ohne uns davon' schiesst ihr durch den Kopf. Dabei zieht sie auch noch die Schrotflinte unter ihrem Mantel hervor, in der Hoffnung, dass Torque weiss, wie er damit umgehen muss.