Fallout: Texas - Die neuen Kapitel (01: Ein Drache unter Krähen)

Sonya hat recht. Roxy sollte da draußen wohl besser keinen Stress machen. Nervösität gepaart mit so etwas kann sonst schnell in einem chaotischen Gemisch enden.

"Pass auf, Kleine. Tu mir einen Gefallen und benimm dich für einen Moment, ja?"

Erklärt sie der Hündin und streichelt ihr dabei über den Rücken, fast so als sei Roxy in der Lage die Worte der Blondhaarigen zu verstehen. Danach tut sie auch wie von Claire geheißen und verlässt das Fahrzeug mit Roxy. Mit erhobenen Händen stellt sie sich neben die Partnerin. Roxy lässt sie vor sich Platz nehmen und wartet darauf, dass sie untersucht werden.

Das Spiel kennen sie doch schon.
Corvus hilft Marv beim Aussteigen und zuletzt auch noch Buckner, welcher mit seinem Bein am meisten Mühe haben dürfte. Sobald dies geschafft ist, stellt er sich locker neben die anderen und hebt die Hände über den Kopf.
Was das doch für ein herzliches Willkommen ist! Auch wenn er gegen das Licht nichts sieht, kann er beinahe spüren wie mindestens ein Ranger auf ihn anlegt, den Finger schon am Abzug, für den Fall dass sie etwas dummes versuchen. Hoffentlich hat der Typ keine Zuckungen...

Die Gruppe versammelt sich draußen. Buckner und Marv bekommen dabei Hilfe, doch Buckner weigert sich, sich in den Sand zu hocken und steht – mit leicht angewinkeltem Bein – stoisch neben den anderen. Auch Marv kann stehen, hat aber Schmerzen. Caroline passt auf Roxy auf und tut gut daran. Auch Raven und Claire – mit Sam im Schlepptau – verlassen das Führerhaus und gesellen sich mit einem Nicken zu den anderen. Sam macht neben seinem Frauchen Platz. Sie alle sind in grelles Licht getaucht...

Dann tauchen sie auf: Fünf Gestalten, vermummt von Kopf bis Fuß. Das typische Ranger-Kampfoutfit: Kampfrüstung, Vollhelm mit geschlossener Gasmaske, darüber einen Duster in den hellen Brauntönen des Ödlands. Sie alle sind mit Sturmgewehren sowie Zweitwaffen bewaffnet und einer führt einen Hund an der Leine. Zwei bleiben in einigen Metern Abstand vor der Gruppe stehen, die anderen drei kommen näher heran. Der mit dem Hund marschiert nur kurz die Reihe ab und wendet sich dann dem Dragon zu, den er mit seinem tierischen Gefährten auch sogleich betritt. Die übrigen zwei kontrollieren die Gruppe. Jedem wird intensiv ins Gesicht geschaut sowie die Unterarme untersucht. Wer schon mal in Worth war oder halbwegs bewandert ist, kennt den Grund: Sie suchen nach Brandzeichen, denn jene, die sich hier schon mal etwas zu Schulden haben kommen lassen und ausgewiesen werden, bekommen den Stern ins Fleisch gebrannt, so dass man sie immer wiedererkennt.

Während der ganzen Prozedur wird bis zuletzt kein Wort gesprochen. Roxy bleibt zum Glück ruhig. Dann – am Ende – fragt einer der Ranger schließlich nach dem Karawanenführer. Claire meldet sich und bekommt ein paar knappe Fragen gestellt. Über ihre Tour, den Grund der Beschädigungen am Fahrzeug und der Verletzten... Die Sache ist in wenigen Minuten abgehakt. Auch der Ranger mit dem Hund kommt wieder heraus und gesellt sich zu seinen Kollegen. Einer holt ein Funkgerät hervor. *Shhhk* "Hier Torpatrouille. Sie sind sauber. Wir kommen zurück. Over." *Shhhk*

Er wendet sich an Claire, die Stimme durch den Sprechapparat des Helms künstlich verzerrt. "Willkommen in Fort Worth. Geht zurück in euer Fahrzeug, wir öffnen euch gleich das Tor." Er nickt Claire und auch den anderen zu, dann winkt er seine Kollegen herbei und macht sich mit ihnen auf den Rückweg. Claire schaut ihnen kurz hinterher, bevor sie sich an ihre Leute wendet. "Ok, den unangenehmen Part hätten wir also hinter uns... Zurück auf eure Plätze – ein warmes Bett wartet auf uns."

"Nur eins? Mann, das wird verdammt eng.", scherzt Buckner und humpelt in Richtung Waggon.

Der unangenehme Part ist schon lange vorbei, denkt sich Corvus. Lieber stundenlang von Rangern gefilzt werden, als nocheinmal von Raidern gejagt durch die Anomalie rasen und dabei auch noch einen Unfall bauen. Gut, den letzten Teil haben nicht alle mitgemacht, aber das macht wohl kaum einen grossen Unterschied.

Aufs Bett freut er sich aber ebenso. Er steigt wieder ein und hilft dem Rest dies ebenfalls zu tun.

Man kann über Worth sagen was man will - zumindest geht es hier halbwegs zivilisiert und sicher zu. Da sie Durchsuchungen dieser Art schon kennt, zeigt Sonya ohne lange Aufforderung ihre Arme und wickelt die Prozedur gelassen ab, bis sich die Rangertypen ausreichend umgeguckt haben. Sie nickt ihnen noch knapp zu, dann dreht auch sie sich wieder zum Dragon um. Jetzt,wo sie praktisch vor der Haustür sind...Fühlt sie sich ziemlich Matsch.

"Ich werd erst mal 2 Tage durchpennen..." Mit einem leisen Seufzen fährt sie sich über die Augen und steigt wieder ein. Geld kassieren, schlafen, danach jede Menge Krempel kaufen und wieder bei 0 anfangen. Sollte gut werden...

Die Gruppe steigt wieder ein und wartet darauf, dass man ihnen das Südtor öffnet. Das Südtor: Ein tonnenschweres Monstrum aus dickstem Metall, bewegt von einer ebenso gewaltigen Maschinerie aus Stahlseilen und Flaschenzügen. Zwar gibt es auch einen weniger spektakulären Eingang für einzelne Personen und kleinere Gruppen, doch für ein Fahrzeug wie den Dragon ist dieser nicht ausreichend. Es dauert einige Minuten, dann setzt sich das gewaltige Konstrukt unter schwerem Knirschen in Bewegung und gibt den Weg frei. Raven fährt in Schrittgeschwindigkeit an. Endlich sind sie in der Stadt...